Carsharing-Anbieter im Test

Carsharing-Anbieter im Test
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Nutzen – statt besitzen. Carsharing, das nach dieser einfachen Formel funktioniert, hat in den vergangenen Jahren einen enormen Zulauf zu verzeichnen. Besonders seit einige große Hersteller mit dem stationsunabhängigen „free floating“-Modell in den Markt eingestiegen sind, steigen Nutzerzahlen und die Anzahl verfügbarer Fahrzeuge rapide. Die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) hat in Kooperation mit N24 jetzt sieben Carsharing-Anbieter genauer unter die Lupe genommen.

Im Mittelpunkt der Untersuchung standen Verfügbarkeit, Qualität und Umfang der Fahrzeugflotten der Carsharing-Anbieter, sowie Tarife & Konditionen und die Benutzerfreundlichkeit des Internetauftritts. Alle getesteten Unternehmen waren in mindestens zwei der drei Metropolregionen Berlin, Hamburg und München während des Testzeitraums (November 2013 – Januar 2014) mit ihrer Wagenflotte vertreten.

Folgende Anbieter wurden in den Test eingeschlossen:

  • cambio Mobilitätsservice GmbH & Co KG – http://www.cambio-carsharing.com[1]
  • car2go Deutschland GmbH – http://www.car2go.com
  • Citee Car GmbH  – http://www.citeecar.com
  • DriveNow GmbH & Co. KG – http://de.drive-now.com
  • DB Rent GmbH (Flinkster)- http://www.flinkster.de
  • Greenwheels GmbH – http://www.greenwheels.com
  • Hertz Autovermietung GmbH (Hertz 24/7) – http://www.hertz247.com

Während cambio, Flinkster, Greenwheels und Hertz 24/7 mit einem stationären Modell arbeiten, bieten car2go, CiteeCar und DriveNow ihre Fahrzeugflotte im „free-floating“-Modell an. „Free-floating“ bedeutet, dass Fahrzeuge frei im gesamten Geschäftsgebiet oder bestimmten Zonen im Geschäftsgebiet eines Anbieters in Beschlag genommen und auch wieder abgegeben werden können. Auffindbar sind die Fahrzeuge via Internet, Smartphone-App oder über das Telefon. Stationäre Carsharing-Anbieter hingegen stellen ihr Angebot nur an bestimmten Stationen im Stadtgebiet zur Verfügung. Nur dort können Fahrzeuge in Empfang genommen und nach Gebrauch auch wieder abgegeben werden. [2]

Die Test-Kriterien wurden in vier Bereiche untergliedert, wobei jede Frage entsprechend ihrer Bedeutung gewichtet wurde:

  1. Benutzerfreundlichkeit: Wie transparent und komfortabel ist die Nutzung der Website? (10% des Gesamtwertes)
  2. Fahrzeugflotte: Wie ist der Zustand der angebotenen Fahrzeuge? Wie viele Fahrzeugkategorien werden insgesamt angeboten? (25% des Gesamtwertes)
  3. Tarife & Konditionen: Wie hoch sind die Tarife? Welche zusätzlichen Konditionen werden angeboten? (20% des Gesamtwertes)
  4. Verfügbarkeit: Wie schnell können Fahrzeuge im Geschäftsgebiet des Anbieters gefunden werden? Wie viele Fahrzeuge stehen insgesamt zur Verfügung? (45% des Gesamtwertes)

Tarife & Konditionen, Verfügbarkeit, sowie Teilbereiche der Kategorien Benutzerfreundlichkeit (Transparenz, Komfort, Sicherheit) und Fahrzeugflotte (Anzahl verfügbarer Kategorien) wurden durch Experten analysiert. Die Unterkategorien Registrierung (Teil der Kategorie Benutzerfreundlichkeit) und Fahrzeugbewertung (Teil der Kategorie Fahrzeugflotte) wurden durch qualifizierte und verdeckte Tester bewertet. Tests vor Ort fanden in den Metropolregionen Berlin, Hamburg und München statt.

Gute Benutzerfreundlichkeit bei fünf von sieben Anbietern

Fünf der Anbieter im Test schnitten in der Kategorie Benutzerfreundlichkeit mit der Note „gut“ ab. Im Bereich Produkttransparenz auf der Website konnte DriveNow sogar die maximale Punktzahl erreichen: Alle notwendigen Informationen zu Preisen und zur Nutzung des Carsharing-Angebots in der Praxis wurden vorbildlich dargestellt.

Bei anderen Anbietern hingegen besteht noch Optimierungsbedarf: Gerade bei Fragen zum Versicherungsschutz oder zu erwartenden Extra-Kosten bei Falschparken oder bei Verlust von Unterlagen bleibt oft nur der Griff zum Telefonhörer, um diese Informationen direkt einzuholen.

Positiv wurden die vielfältigen Möglichkeiten zur Fahrzeug-Reservierung bei allen Anbietern im Test registriert. Sowohl über das Internet, als auch am Telefon können Fahrzeugstandorte abgefragt werden. Der beste Komfort auf der Website, in der Mobile-App und am Telefon wurde bei car2go registriert. Bereits vor der Buchung eines bestimmten Fahrzeuges konnten sich Tester hier sogar über den Zustand (Sauberkeit, Tankfüllung) des gewünschten Fahrzeuges informieren.

Auch die Orientierung im Registrierungsprozess beschrieben die Tester im Durchschnitt als gut. Allerdings wurde die Registrierung selbst nicht immer als einfach wahrgenommen. Zusätzlich zur Online-Registrierung ist oftmals eine persönliche Identifikation in Filialen des Anbieters vor Ort notwendig.

Die beste Benutzerfreundlichkeit im Test bot das Angebot von car2go (Note: 1,6 – „gut“), gefolgt von Drive Now (Note: 1,7 – „gut“) und Flinkster (Note: 2,0 – „gut“).

Fahrzeugflotte

Zur Beurteilung von Umfang und Qualität der Fahrzeugflotte wurde zum einen die Anzahl unterschiedlicher angebotener Fahrzeugkategorien bei jedem Anbieter verglichen, zum anderen wurden insgesamt 19 Fahrzeuge stichprobenhaft von geschulten Testern entliehen und bewertet.

Das breiteste Spektrum an Fahrzeugtypen im Test bot Flinkster an. Vom Kleinstwagen bis hin zu Fahrzeugen der Oberklasse standen bei diesem Anbieter alle Fahrzeugkategorien zur Verfügung, auch Transporter oder Kleinbusse. Bei car2go und CiteeCar hingegen kann jeweils nur eine Fahrzeugkategorie gebucht werden. Wer bedarfsabhängig mal ein größeres, mal ein kleineres Fahrzeug mieten will, hat bei diesen Anbietern das Nachsehen.

In knapp einem Fünftel der 19 Fahrzeugtests wurden leichte Mängel am Zustand des Fahrzeuginnenraums festgestellt. Hier fielen vor allem Abfall des Vorbenutzers oder verschmutzte Polster negativ auf. Auch war bedauerlicherweise in nur 67% alle Fälle im Test ein Navigationsgerät (ohne aktive Buchung dieser Zusatzleistung) vorhanden. Gerade im Stadtverkehr ist dieser digitale Helfer besonders wertvoll.

Alle getesteten Fahrzeuge wurden im Mittel mit der Note „gut“ bewertet. In über 90% aller Fälle waren die Fahrzeuge ausreichend betankt und mit genügend Scheibenwischanlagenflüssigkeit versehen. Auch wurden mit allen Fahrzeugen kurze Probefahrten durchgeführt: ohne Probleme.

Als beste Fahrzeugflotte im Test wurde die von Flinkster bewertet. Umfang und Qualität wurden mit  „sehr gut“ (1,4) benotet. Den zweiten Platz belegte Cambio (Note, 2,1 – „gut“). Auf dem dritten Platz landete mit deutlich eingeschränkterem Umfang DriveNow (2,6 – „befriedigend).

Große Unterschiede bei Tarifen & Konditionen

In der Tarifanalyse wurden die tarifunabhängig günstigsten Preise für insgesamt 32 Nutzungsprofile mit einer Nutzungsdauer von fünf Minuten bis zu vier Stunden (zwischen 9.00 und 17.00 Uhr) analysiert. Je nach Verfügbarkeit beim Anbieter wurden Preise in bis zu vier unterschiedlichen Fahrzeugklassen (Kleinstwagen, Kleinwagen, untere Mittelklasse, Mittelklasse) ermittelt.

Die über alle Szenarien im Durchschnitt günstigsten Tarife bot Cambio: Für eine halbe Stunde Carsharing in der Kategorie „Kleinstwagen“ wurden gerade mal 4,00 EUR fällig. Andere Anbieter verlangten bis zu 100% mehr für ein Fahrzeug der gleichen Kategorie. Auch bei einer Nutzungsdauer von einer Stunde und mehr war kein Anbieter bei Kleinst- und Kleinwagen günstiger.

Den niedrigsten Preis für die Nutzung bis maximal einer halben Stunde bot im Segment Kleinwagen CiteeCar mit 4,60 EUR im Free-Floating Modell.

Über die unmittelbaren Nutzungsgebühren hinaus wurden auch die Registrierungskosten, monatliche Gebühren zu den gewählten günstigsten Nutzungstarifen jedes Anbieters sowie weitere Kosten untersucht. Hier konnte vor allem CiteeCar mit einem konsequenten Verzicht von Registrierungsgebühren, monatlichen Pauschalbeiträgen oder extra anfallenden Buchungskosten überzeugen. In puncto Versicherungsschutz war hingegen das Angebot von car2go am besten. Die Selbstbeteiligung im Schadensfall belief sich bei diesem Anbieter auf nur 500 EUR, durch eine einmalige jährliche Sonderzahlung konnte dieser Betrag sogar auf null reduziert werden – eine Option, die sonst nur noch DriveNow bot.

In der Kategorie Tarife & Konditionen konnte insgesamt CiteeCar mit der Note „sehr gut“ (1,4) als Erstplatzierter überzeugen. Jeweils mit „gut“ erreichten Cambio (Note: 2,0) und Hertz 24/7 (Note: 2,4) die Plätze zwei und drei.

Verfügbarkeit

Zentraler Aspekt des Tests war die Frage nach der Verfügbarkeit des Carsharing-Angebots. Erst durch kurze Wege und schnelles Auffinden eines Fahrzeuges kann das Angebot selbst effektiv als Alternative zu einem eigenen Pkw genutzt werden. Hierzu wurde zunächst die Anzahl der Fahrzeuge in den Testregionen (Berlin, Hamburg, München) sowie die Anzahl der Fahrzeuge in Deutschland außerhalb der Teststandorte miteinander verglichen. Dabei zeigten sich erhebliche Unterschiede zwischen den Regionen im Test. Während in Berlin und Hamburg im Testzeitraum car2go die meisten Fahrzeuge anbot, erreichte der Anbieter in München nur den dritten Rang. In München und außerhalb der Testregionen konnte vor allem Flinkster überzeugen.

Doch sagt die Anzahl von Fahrzeugen allein nur bedingt etwas über deren praktische Verfügbarkeit aus. Um diese zu testen, wurden in jeder Region zufällig zehn Adressen im Innenstadtbereich definiert und die Distanzen zum aktuell nächstgelegenen Fahrzeug des jeweiligen Anbieters ermittelt. Während in einigen Fällen die Fahrzeuge annähernd direkt vor der „eigenen Haustür“ standen, befand sich in anderen Fällen ein nutzbares Fahrzeug in mehr als sechs Kilometern Entfernung. Insgesamt schnitten hier „free floating“-Anbieter deutlich besser ab als stationäre.

Mit einer großen Anzahl an Fahrzeugen und kurzen Wegen bis zum nächstgelegenen Fahrzeug belegte car2go den ersten Platz in der Kategorie Verfügbarkeit (Note: 1,8 – „gut“).

Gesamttestsieg geht an DriveNow

Am Ende konnte DriveNow mit dem besten Testergebnis und der Note „gut“ (2,3) als Gesamtsieger überzeugen. Knapp dahinter und ebenfalls mit „gut“ (2,4) wurde das Angebot von CiteeCar beurteilt. Den dritten Platz konnte sich Flinkster mit der Note „gut“ (2,4) sichern.

Die Detailergebnisse der Studie sind gegen eine Schutzgebühr von 750 EUR zzgl. MwSt. bei der DtGV (info@dtgv.de) erhältlich.


[1] Kein Test vor Ort in München möglich

[2] Carsharing von „privat zu privat“ wie es z.B. über tamyca.de angeboten wird, wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit nicht in den Test aufgenommen. Auch die Angebote von Multicity (nur in Berlin vorhanden) oder Stadtmobil konnten nach den definierten Kriterien nicht berücksichtigt werden.

 

Pressemitteilungen

N24/N24.de, 14.02.2014

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