Kostenlose Girokonten, höhere Zinsen und niedrigere Ordergebühren – um sich gegenüber den traditionellen Filialbanken zu behaupten, werben Direktbanken vor allem mit günstigen Konditionen und Neukundenprämien. Doch welche Online-Bank bietet die besten Angebote und muss man dafür Abstriche im Service machen? Die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) hat nun in Kooperation mit N24 neun Direktbanken genauer unter die Lupe genommen.

Folgende Unternehmen, deren Angebot mind. die Produkte Girokonto, Kreditkarte, Tagesgeld, Festgeld und Depot umfassen musste, wurden in die Tests eingeschlossen:

• 1822direkt
• comdirect
• Consorsbank
• DAB Bank
• Deutsche Kreditbank (DKB)
• ING-DiBa
• netbank
• Volkswagen Bank direct
• Wüstenrot direct

Die Kriterien wurden in fünf Haupttestbereiche untergliedert, wobei jede Frage ein Gewicht je nach Wichtigkeit erhielt. Folgende Bereiche wurden getestet:

1. Konditionen: Wie hoch sind Zinsen und Gebühren bei den Produkten Girokonto, Kreditkarte, Tagesgeld, Festgeld und Depot? Welche zusätzlichen Bedingungen gibt es? (50% des Gesamtwertes)
2. Produktvielfalt: Wie breit ist das Angebot an Finanzprodukten? (12,5% des Gesamtwertes)
3. Transparenz: Sind die wichtigsten Kosten und Bedingungen klar ersichtlich? (12,5% des Gesamtwertes)
4. Internetauftritt: Welchen Komfort bietet die Website? (5% des Gesamtwertes)
5. Kundendienst: Wurden die Testkunden freundlich und zuvorkommend behandelt und umfassend und kompetent beraten? (20% des Gesamtwertes)

Die Leistungen in den Kategorien Konditionen, Produktvielfalt, Transparenz und Internetauftritt wurden durch Experten analysiert. Der Kundendienst wurde durch qualifizierte und verdeckte Tester bewertet. Dabei wurde jeder Anbieter 10-mal per Email und 5-mal telefonisch getestet.

Deutliche Unterschiede bei Konditionen und Produktvielfalt

Sehr deutlich unterscheiden sich die untersuchten Direktbanken vor allem in der Kategorie Konditionen. So schwankten z.B. die Zinsen auf dem Tagesgeldkonto für Neukunden zum Zeitpunkt der Erhebung zwischen 0,05% und 1,25%. Zudem besteht bei nur fünf der untersuchten Banken eine Zinsbindung von (je nach Bank) 4-12 Monaten, bei allen anderen kann sich der Zinssatz täglich ändern. Ähnliche Unterschiede zeigten sich auch bei den Festgeldkonditionen. Während der beste Anbieter auf diesem Gebiet bei einer Anlagedauer von fünf Jahren immerhin 1,4% Zinsen zahlt, bekommt man bei anderen nur 0,1%. Die besten Konditionen bei Tagesgeld- und Festgeldkonto im Test bot die ING-DiBa.

Im Produktbereich Girokonto zeigten sich deutlich geringere Unterschiede. Sieben der neun Anbieter bieten hier ein komplett kostenloses Girokonto an, nur bei zwei Banken ist die kostenlose Kontoführung an Bedingungen wie z.B. einen regelmäßigen Gehaltseingang geknüpft. Die DAB Bank, die Deutsche Kreditbank (DKB) sowie die netbank verzinsen das Guthaben zudem sogar noch mit bis zu 0,10%. Passend zum Girokonto bieten die getesteten Direktbanken eine Kreditkarte an. Sieben Anbieter stellen diese kostenlos zur Verfügung, die übrigen zwei gegen eine Jahresgebühr von 20 € bzw. 25 €. Neben den Jahresgebühren unterscheiden sich die Banken zudem hinsichtlich der Gebühren bei Zahlung mit der Kreditkarte im Ausland (zwischen 1,0% und 1,75%). Und auch bei der Abhebung am Geldautomaten schwanken die Kosten stark. So erheben drei Banken (Consorsbank, DAB Bank und DKB) keinerlei Gebühren, egal ob im In- oder Ausland Bargeld abgehoben wird, andere hingegen verlangen bis zu 3% bzw. einen Mindestbetrag von 5,90 € pro Abhebung. Den ersten Platz bei den Konditionen für Girokonto und Kreditkarte erzielte im Test die Deutsche Kreditbank (DKB).

Wer häufig oder auch nur gelegentlich Geld in Wertpapieren anlegt, sollte zudem die Depot- und Ordergebühren der Banken im Auge haben. Fünf der getesteten Direktbanken bieten hierbei ein bedingungslos kostenfrei geführtes Depot an, bei den übrigen Banken entstehen Kosten von bis zu 30 € jährlich, die jedoch bei gleichzeitiger Führung eines Girokontos bei derselben Bank oder einer bestimmten Mindestorderzahl im Jahr entfallen. Ein Vergleich der Anbieter ermöglicht zudem deutliche Einsparungen bei Ausgabeaufschlägen im Fondskauf und Ordergebühren an deutschen und internationalen Handelsplätzen. Das beste Depot mit den günstigsten Konditionen bot in unserem Test die Deutsche Kreditbank (DKB) an, dicht gefolgt von der Wüstenrot direct.

Weiterhin wurde das angebotene Produktspektrum der Banken bewertet. Neben den für den Test relevanten Produkten Girokonto, Kreditkarte, Tagesgeld, Festgeld und Depot umfasste das Angebot der Direktbanken stets auch Raten- und Immobilienkredite. Vorsorgeprodukte wie eine Riester-Rente oder eine Lebensversicherung fanden sich hingegen nur bei fünf der neun Banken. Und auch im Wertpapiergeschäft zeigten sich Unterschiede. Wer hier Wert auf einen Aktien- oder ETF-Sparplan legt oder auch mit Futures oder Fremdwährungen spekulieren möchte, wird nur bei wenigen Banken fündig. Zwei der getesteten Anbieter bieten zudem keine Möglichkeit zum Handel an internationalen Börsenplätzen. Das breiteste Angebotsspektrum im Test offerierte die DAB Bank, gefolgt von der Consorsbank und comdirect.

Teils Mängel bei der Transparenz

In der Kategorie Transparenz wurde erfasst, wie klar und übersichtlich zentrale Kosten und Vertragsbedingungen der fünf betrachteten Produkte aufgeführt sind. Mängel zeigten sich hier bei vier Banken, die nicht durchgängig durch entsprechende Sternchen oder Fußnoten auf spezielle Konditionen aufmerksam machten. So konnte man nicht überall erkennen, wenn bestimmte Zinssätze ausschließlich für Neukunden oder die kostenfreie Kontoführung nur bei regelmäßigem Gehaltseingang galten. Im Durchschnitt konnte die Transparenz jedoch als gut beurteilt werden. Meist waren die wichtigsten Konditionen wie Kontoführungsgebühren oder Dispozinssätze auch ohne Blick in das detaillierte Preis-/Leistungsverzeichnis ersichtlich. Bei Kreditkartengebühren, die bei Abhebungen an ausländischen Geldautomaten erhoben werden oder Ordergebühren für den Wertpapierkauf an ausländischen Börsen musste jedoch des Öfteren das Kleingedruckte zu Rate gezogen werden. Mit der höchsten Transparenz im Test überzeugte die Wüstenrot direct.

Ein wichtiges Kriterium bei Direktbanken ist letztendlich auch die Erreichbarkeit und Kompetenz des Kundendienstes. Da dem Kunden bei Fragen und Anliegen normalerweise nur der Kontakt per Email und Telefon möglich ist, wurden hierfür verschiedene Anfragen zu Themen wie z.B. Depotübertrag, Abgeltungssteuer oder Sparprodukten gestellt. Der telefonische Kundendienst zeigte sich in den meisten Fällen sehr freundlich und überaus kompetent. Der Support per Email stellte sich allerdings in vielen Fällen als weniger ideal heraus. Zwar erhielten die Tester auch hier meist eine Antwort, diese bestand allerdings des Öfteren nur aus standardisierten Textbausteinen, die zwar grob mit dem Anfragethema zusammenhingen, aber leider zu oft eine individuelle Problemlösung vermissen ließen. Den besten Kundendienst im Test bewies die comdirect, die, wie die Consorsbank und die VW Bank direct, auch eine kostenfreie, telefonische Anlageberatung im Wertpapierbereich ohne Zusatzkosten anbot.

ING-DiBa Testsieger der Gesamtstudie, gefolgt von Wüstenrot direct und DKB

Die ING-DiBa erfüllte die gesetzten Kriterien insgesamt am besten und wurde Testsieger, gefolgt von der Wüstenrot direct und der Deutschen Kreditbank (DKB). Die ING-DiBa punktete dabei v.a. mit den besten Konditionen im Bereich Tages- und Festgeld, einer hohen Transparenz und einem sehr guten Kundendienst. Die Wüstenrot direct zeigte die höchste Transparenz und gute Konditionen bei Tagesgeld und Depot und die DKB überzeugte mit den besten Konditionen hinsichtlich Girokonto, Kreditkarte und Depot.

Die Detailergebnisse der Studie sind gegen eine Schutzgebühr von 975 EUR zzgl. MwSt. bei der DtGV (info@dtgv.de) erhältlich.