Emissions-Monitor 2024: Versicherungen

Emissions-Monitor 2024: Versicherungen
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Der Corporate Carbon Footprint, also der CO2-Fußabdruck der Unternehmen, steht im Mittelpunkt der Studienreihe Emissions-Monitor, die die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) im vergangenen Jahr erstmalig aufgelegt hat. Die aktuellen Ergebnisse für den Branchenvergleich des Sektors Versicherungen liegen jetzt vor.

Als Datengrundlage für den „Emissions-Monitor 2024: Versicherungen“ dienten erneut die offiziellen Nachhaltigkeitsberichte (CSR- / ESG-Reporting) der Unternehmen. Erfasst wurden die direkt von einem Unternehmen verursachten Treibhausgase, wobei die Menge in Relation sowohl zur Unternehmensgröße, als auch zum Branchen-Benchmark gesetzt wurden. Darüber hinaus wurde die im Zeitverlauf erzielte Reduktionen ermittelt und bewertet. Die Qualität der Berichterstattung zu diesem Komplex durch die Unternehmen stellt den dritten Aspekt dar.

Von über 100 untersuchten Versicherungen erfüllten final 18 die Voraussetzung zur Aufnahme in die Studie. Detailliertere Erläuterungen zur Methodik finden sich weiter unten im Text.

Debeka in 2024 führend – gefolgt von der Barmenia und W&W

Mit dem höchsten Gesamt-Score belegte in diesem Jahr die Debeka den ersten Platz der Untersuchung („Best in Class“). Das Unternehmen mit Hauptsitz in Koblenz versorgt alle Geschäftsstellen ausschließlich mit Ökostrom und Ökogas und ist Mitbegründer eines regionalen Energieeffizienz-Netzwerks. Zugleich setzt die Debeka auf digitale und papierarme Arbeitsweisen, um den Material- und Energieverbrauch nachhaltig zu senken. Hervorzuheben ist auch die transparente Berichterstattung der Debeka über ihre, vollständig verifizierten CO2-Emissionen und die Kohlenstoffintensität ihres Portfolios.

Auf den Plätzen zwei und drei folgten wie im Vorjahr die Barmenia Versicherungsgruppe und die Wüstenrot & Württembergische AG. Beide wurden mit der Auszeichnung „TOP 3 in Class“ prämiert.

Die Barmenia Versicherungsgruppe setzt zu 100% auf Ökostrom aus Wasserkraft für alle Geschäftsstellen und IT-Ressourcen, wobei der Strom vom TÜV Nord zertifiziert ist. Zudem hat die Barmenia diverse energieeffiziente Maßnahmen umgesetzt, wie das Abschalten von Untertischgeräten in Teeküchen, Reduzierung der Beleuchtung in Tiefgaragen und den Anschluss an eine Müllverbrennungsanlage zur Fernwärmeversorgung. Diese Initiativen haben zu auffallend geringen Scope 1 Emissionen geführt. Darüber hinaus kompensiert die Barmenia verbleibende Emissionen durch den Erwerb von Emissionsscheinen zertifizierter Klimaschutzprojekte und bezieht ihre Mitarbeitenden in die Auswahl dieser Projekte ein.

Auch die Wüstenrot & Württembergische (W&W) hat umfassende Maßnahmen ergriffen, um ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Ein zentraler Aspekt ist der Umzug in eine neue, energieeffiziente Arbeitswelt auf dem W&W-Campus, der eine signifikante Senkung des Energieverbrauchs ermöglicht. Darüber hinaus investiert das Unternehmen in die Optimierung bestehender Gebäude und setzt verstärkt auf die Nutzung von recyceltem Papier, um den Ressourcenverbrauch zu minimieren. Die Installation von Anlagen zur Wärme- und Stromgewinnung aus erneuerbaren Quellen erhöht den Anteil an sauberer Energie im Betrieb. Zusätzlich unterstützt die W&W-Gruppe ihre Kunden durch die Gründung der Wüstenrot Energieberatung GmbH (WEB) bei energetischen Sanierungen, was indirekt zur Reduzierung von CO2-Emissionen beiträgt.

Alle weiteren Versicherungen, die einen überdurchschnittlichen Gesamt-Scorewert aufweisen und mit dem Prädikat „Top in Class“ ausgezeichnet wurden, sind in der Tabelle am Ende des Textes aufgeführt.

Methodik

Das Untersuchungsmodell des Emissions-Monitors basiert auf drei Säulen, die weiter unten noch genauer erläutert werden:

  1. Carbon Intensity Score
  2. Compound Annual Reduction Rate (CARR-Wert)
  3. Transparenz & Qualität der Berichterstattung

Primäre Datenbasis sind die in den offiziellen Nachhaltigkeitsberichten veröffentlichten „Scope 1 & 2“ Emissionswerte. Treibhausgase, die durch die Unternehmen innerhalb eines (Geschäfts-) Jahres entstehen, werden hier den entsprechenden Geltungsbereichen (Scope 1-3) zugeteilt und als Zahlenwerte in Tonnen CO2-Äquivalent (CO2e) wiedergegeben. Einbezogen wird jeweils der jüngste vorliegende Nachhaltigkeitsbericht (z.Z. 2022 & 2023) – sowie standardmäßig der Nachhaltigkeitsbericht von 2019 (in Einzelfällen auch 2020).

Begriffsklärung: Scope-Werte

Zur Erläuterung: Scope 1-Werte umfassen alle Emissionen, die ein Unternehmen bzw. eine Organisation direkt verursacht. Bei Versicherungen beispielsweise zählen dazu Emissionen, die im Betrieb der Filialen entstehen (z.B. Energieverbrauch für Beleuchtung, Heizung, Klimatisierung und den Betrieb von Geräten wie Computern, Druckern und Geldautomaten in den Filialen) sowie die, falls vorhanden, eigene Fahrzeugflotte und sonstige Bereiche des Geschäftsbetriebs, wie z.B. Notstrom-Aggregate oder auch Kältemittelverluste bei der Kühlung bestimmter Bereiche oder IT-Systeme.

Scope 2-Werte beziehen sich auf indirekt erzeugte Emissionen, die durch die Nutzung von eingekauftem Strom, Dampf, Wärme oder Kälte entstehen. Für die Klimabilanz eines Unternehmens ist entscheidend, wie „grün“ diese zugekaufte Energie produziert wird. Unterschieden wird zwischen einer „ortsbasierten“ Berechnungsmethode, bei der der Durchschnittswert des örtlichen Stromnetzes entscheidend ist, in dem sich das Unternehmen physisch befindet – und einer „marktbasierten“ Messmethode (market-based), bei der ausschlaggebend ist, was gezielt über das Stromnetz gekauft wurde.

Der Emissions-Monitor nimmt ausschließlich Unternehmen auf, für die marktbasierte Daten vorliegen. Dies aus Gründen der Vergleichbarkeit – aber auch, da die marktbasierten Daten die Emissionen aufzeigen, für die das Unternehmen durch seine Kaufentscheidungen bzw. Tarif-Wahl verantwortlich ist.

Unter Scope 3-Emissionen schließlich versteht man klimaschädliche Gase, die in der vor- und nachgelagerten Lieferkette bzw. entlang der Wertschöpfungskette eines Unternehmens indirekt freigesetzt werden, bzw. die nicht im Kontrollbereich des bilanzierenden Unternehmens liegen und die von diesem auch nur schwer beeinflusst werden können.

Scope 3-Emissionen sind nur schwer zu erfassen – noch fehlt es in Teilen an genauen Inhaltsbereichen sowie einheitlichen Berechnungsmethodiken – und gelten daher häufig als ungenau und fehleranfällig. Somit stützt sich der Emissions-Monitor ausschließlich auf die Scope 1 und 2-Daten.

Bewertung

Die Ergebnisse der Säule 1 – „Carbon Intensity Score“ (Scope/Umsatz Score) – fließen mit einem Gewicht von 50% in das Gesamtergebnis ein. Hier werden die Scope 1- und Scope 2- Emissionen des aktuellsten Jahres addiert und durch eine Messgröße, die Aufschluss über den Unternehmenserfolg bzw. das Geschäftsvolumen gibt (in diesem Falle die gebuchten Bruttobeiträge), geteilt.

Ein Carbon Intensity Score von 7,3 bedeutet beispielsweise, dass 7,3 Tonnen CO2e (Scope 1 + 2) Emissionen pro 1 Million Euro Beitragssumme einer Versicherung ausgestoßen wurden.

Mit einem Gewicht von 30% Gewicht geht die Säule 2, die „Compound Annual Reduction Rate“, in das Gesamtergebnis ein. Für den sogenannten CARR-Wert wird der aktuellste Carbon Intensity Score mit dem eines Basiswerts von 2019 (+/- 1 Jahr aus Gründen der Verfügbarkeit oder Berechnungs-Vergleichbarkeit) verglichen und ein Prozentsatz über die durchschnittliche jährliche Entwicklung gebildet. Beispiel: Ein CARR-Wert von 13,5% bedeutet, dass sich die Carbon Intensity seit 2019 jährlich um durchschnittlich 13,5% reduziert hat.

20% Gewicht am Gesamtergebnis hat die dritte Säule des Untersuchungsmodell „Transparenz & Qualität der Berichterstattung“.  Anhand von elf Einzelkriterien werden Aspekte, wie u.a. die Art und Einfachheit der Berichterstattung, Umfang und Transparenz der Emissionsbilanzierung bzw. Detailwert-Nennungen, Berichts- und Messnorm-Anlehnung sowie das Vorliegen externer Prüfungen analysiert.

Bewertet wurde innerhalb der Säulen 1 und 2 mit dem Ansatz der relativen Bewertungslogik – d.h. der jeweils beste Wert wurde auf 100% gesetzt und alle anderen Werte von diesem abgeleitet. Um bei Säule 1 einen Wertungsbereich von 0-100% erstellen zu können, wurde als relativer Minimalwert ein in der Datenwissenschaft anerkannter Grenzwert genutzt, der aus einer Rechnung des Interquartilsabstands hervorgeht (Quartil 3 + 3 x IQA).

Säule 3 folgt einer Punktelogik: Die tatsächlich erreichte Punktzahl wird in Relation zur theoretisch erreichbaren Maximal-Punktzahl (= 100%) gesetzt.

Für alle drei Säulen wurden die individuellen Prozentwerte dann zur späteren Veranschaulichung in einen Score-Wert transformiert, der sich von 0-50 Punkte erstreckt (100% = 50 Pkt., 0% = 0 Pkt.). Die je Unternehmen drei Einzelwerte wurden final mit der jeweiligen Gewichtung zu einem Gesamtwert kombiniert.

Einen Überblick über die Ergebnisse aller untersuchten Versicherungen in der Gesamtwertung und den Teilkategorien finden Sie hier.

Ausgezeichnete Unternehmen - Versicherungen

Platzierung Unternehmen Gesamt-Score Auszeichnung
1 Debeka 43,44 Best in Class
2 Barmenia Versicherung 40,23 Top 3 in Class
3 W&W 38,39 Top 3 in Class
4 Talanx 34,06 Top in Class
5 DEVK 33,38 Top in Class
6 NÜRNBERGER Versicherung 33,36 Top in Class
7 Munich RE 32,37 Top in Class
8 INTER Versicherungsgruppe 31,80 Top in Class
9 VGH Versicherungen 31,07 Top in Class