Online-Broker: Test von Konditionen, Angebot und Service
Privaten Kleinanlegern steht mittlerweile eine Vielzahl an Online-Brokern zur Verfügung, die den elektronischen Handel mit Wertpapieren fast aller Art ermöglichen. Welcher Online-Broker dabei die beste Mischung aus Konditionen, Angebot, Komfort und Service bietet, hat die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) nun wiederholt in Kooperation mit N24 untersucht.
Folgende Online-Broker, über die sowohl Aktien als auch CFDs gehandelt werden können, wurden in die Tests eingeschlossen:
- brokerport
- CapTrader
- comdirect
- Consorsbank
- DEGIRO
- flatex
- IG
- LYNX
- OnVista Bank
- S Broker
- ViTrade
Das Testurteil setzt sich aus den Leistungen der Broker in den folgenden fünf Haupttestkategorien zusammen, die mit unterschiedlicher Gewichtung in die Gesamtwertung eingingen:
- Konditionen: Wie viel kostet die Depotführung? Wie hoch sind die Gebühren beim Kauf von Aktien, CFDs, Futures, Optionen sowie beim außerbörslichen Handel? Welche sonstigen Kosten fallen an? (50% des Gesamtwertes)
- Angebotsbreite: Welche Produkte können an welchen Börsenplätzen gehandelt werden? (10% des Gesamtgewichts)
- Komfort: Welche Informationen und Trading-Möglichkeiten bieten Website und Software? Welche Möglichkeiten für mobiles Handeln werden geboten? (10% des Gesamtgewichts)
- Transparenz: Sind die wichtigsten Kosten und Bedingungen klar ersichtlich? (10% des Gesamtgewichts)
- Kundendienst: Wie gut ist der Anbieter für den Kunden erreichbar? Wurden die Testkunden freundlich und zuvorkommend behandelt? Ist die Beratung umfassend und kompetent? (20% des Gesamtgewichts)
Die Leistungen in den Kategorien Konditionen, Angebotsbreite sowie Komfort und Transparenz wurden durch Experten analysiert. Der Kundendienst wurde durch qualifizierte und verdeckte Tester bewertet. Dabei wurde jeder Anbieter 5-mal per Email und 5-mal telefonisch getestet.
Konditionen
Beim Wertpapierhandel können grundsätzlich zwei Arten von Gebühren anfallen: Ein meist pauschaler Betrag für die Führung des Depots sowie Gebühren für die Ausführung einer Order, die pro Kauf oder Verkauf abgerechnet werden. Anleger, die nur wenige Positionen im Depot haben und diese lange halten, sollten zuerst einmal auf die Depotführungsgebühren achten. Diese fallen bei fünf der elf getesteten Broker erfreulicherweise gar nicht an. Bei den übrigen sechs können sie hingegen bis zu 168 € pro Jahr betragen, entfallen jedoch bei Aktivität, d.h. wenn alle paar Monate mind. ein oder zwei Käufe oder Verkäufe getätigt werden oder der Bestand nicht unter einen bestimmten Betrag fällt.
Von größerer Bedeutung, v.a. für aktivere Trader, sind daher meist die Ordergebühren, die pro Transaktion anfallen. Diese unterscheiden sich zum Teil erheblich: Beispielsweise kostete eine Aktienorder im Wert von 5.000 € an der XETRA beim günstigsten Anbieter nur 2,40 €, beim teuersten Anbieter im Test hingegen mehr als das Siebenfache, d.h. 18,95 €. Bei Käufen an ausländischen Börsenplätzen und mit höheren Volumina wurden diese Unterschiede noch deutlicher. So reichte die Orderprovision für ein Investment im Wert von beispielsweise 25.000 € an der New York Stock Exchange von 1,64 € bis hin zu 69,98 €.
Auch beim Kauf von CFDs zeigten sich Unterschiede in den Konditionen: Bei einigen Brokern fielen gar keine Ordergebühren beim Kauf von Index-CFDs an, bei anderen musste eine prozentuale Provision von bis zu 60 € abgeführt werden. Wer hingegen verstärkt auf Hebelprodukte im außerbörslichen Handel setzt, dem seien Anbieter wie brokerport, flatex oder S Broker empfohlen, bei denen entsprechende Wertpapiere von Kooperationspartnern für unschlagbare 0,00 € gehandelt werden konnten.
Neben Ordergebühren für verschiedene Assets wurden in der Kategorie Konditionen zudem Gebühren für Zusatzleistungen wie Telefon-Orders, Depotüberträge oder Realtimekurse erfasst und bewertet. In Summe über alle diese Kriterien konnte schließlich flatex mit den günstigsten Konditionen überzeugen. Betrachtete man ausschließlich die Konditionen für den Aktienhandel, zeigte sich DEGIRO führend.
Angebotsbreite
In der Kategorie Angebotsbreite wurde v.a. bewertet, welche Produkte an welchen Börsenplätzen gehandelt werden können. Während neben Aktien und CFDs auch Optionsscheine, ETFs, Währungen und Zertifikate über fast jeden Broker handelbar waren, unterschied sich die Angebotsbreite bei anderen Anlageformen stark. Optionen und Futures waren beispielsweise nur bei sechs bzw. sieben der untersuchten Broker handelbar. Leerverkäufe boten nur sechs Broker an. Und auch der außerbörsliche Handel war nur bei sieben Anbietern möglich.
Außerdem fanden sich Einschränkungen hinsichtlich der Anzahl an Börsenplätzen, an denen gehandelt werden konnte. Nur über sieben Broker war beispielsweise auch der Handel an allen deutschen Börsen möglich. Wer an asiatischen Börsen handeln möchte, wurde ebenfalls nur bei sieben Anbietern fündig.
Mit einem nahezu vollumfassenden Angebot konnte im Test die Consorsbank punkten, gefolgt von comdirect und CapTrader.
Komfort
Erstaunt waren die Tester, dass immer noch nicht alle Anbieter mit einer geeigneten Trading-App aufwarteten, die die Möglichkeit bot, vom Smartphone oder Tablet aus auf das Depot zugreifen und handeln zu können. Und auch hinsichtlich der Trading-Optionen am PC offenbarten einige Broker Schwächen: Teils waren beispielsweise keine Trailing Stops möglich oder es fehlte an Optionen in der Chartanalyse. Wer auf solche Aspekte bei der Auswahl seines Brokers Wert legt, hat aber immerhin bei acht der elf untersuchten Anbieter die Möglichkeit, dies vorab in einem Demoportal zu testen. Bei zwei weiteren Dienstleistern standen immerhin Videotutorials oder ein Handbuch mit praktischen Veranschaulichungen des Online-Bankings bzw. der Trading-Software zur Verfügung. Den besten Komfort mit umfangreichen Trading-Möglichkeiten auch über Apps und eine mobile Website bot die Consorsbank.
Transparenz
Die für den Kunden transparente Darstellung von Kosten und Vertragsbedingungen stand ebenfalls im Fokus der Tester. Positiv wurde gewertet, dass bei fast allen Online-Brokern die wichtigsten Konditionen wie Depotführungsgebühren oder Aktien-Ordergebühren einfach auffindbar waren. Bezüglich des Handels von Optionen und Futures oder bei der Suche nach Kosten für Realtimekurse musste allerdings häufiger in den Tiefen des „Kleingedruckten“ gesucht werden. Mit der besten Transparenz im Test konnte der S Broker überzeugen.
Kundendienst
Da das Vier-Augen-Gespräch mit dem persönlichen Anlageberater im Geschäftsmodell der Online-Broker nicht vorgesehen ist, kommt dem Kundendienst eine zentrale Rolle zu. Dieser wurde im Test mit Anfragen zu Themen wie Konditionen, speziellen Orderfunktionen, Wertpapierarten, Depotwechsel und Steuern auf die Probe gestellt. Der telefonische Kundendienst konnte meist überzeugen: Das Gros der Anbieter war werktags zwischen neun und 24 Stunden erreichbar, einige sogar am Wochenende. Die Mitarbeiter präsentierten sich meist freundlich und kompetent. Allerdings fielen die Antworten des Öfteren recht knapp aus bzw. hätten ein wenig ausführlicher erläutert sein können, damit auch Laien alle nötigen Informationen erhalten und verstehen.
Ähnlich gestalteten sich die Testkontakte zum Emailsupport: Die Anbieter antworteten zwar fast immer, d.h. in 95% der Fälle, auf Anfragen per Email und schlugen auch stets einen freundlichen Ton an – jedoch waren die relevanten Antworten auch hier meist sehr kurz gehalten. Stattdessen enthielten die Emailantworten häufig unnötige Textbausteine, die am Kern der Frage vorbeigingen. Den Sieg in der Teilkategorie Kundendienst konnte sich die Consorsbank sichern.
flatex Testsieger der Gesamtstudie, gefolgt von brokerport und CapTrader
Der Anbieter flatex erfüllte die gesetzten Kriterien insgesamt am besten und wurde Testsieger, gefolgt von brokerport und CapTrader. flatex konnte mit einem ausgewogenen Gesamtpaket aus den besten Konditionen über alle Asset-Klassen hinweg sowie einem TOP-Kundendienst überzeugen. brokerport punktete als Zweitplatzierter mit den insgesamt zweitbesten Konditionen und attraktiven Vieltraderrabatten. Und Captrader auf dem dritten Platz zeigte ein breites Angebot sowie eine ausgezeichnete Telefon-Hotline. Allerdings muss man als Kunde bei CapTrader Abstriche in Sachen Komfort machen, da CapTrader neben DEGIRO, IG und LYNX zu den Anbietern im Feld zählte, die das Abführen der Kapitalertragsteuer dem Kunden überlassen, dies also nicht wie alle anderen automatisch miterledigen.
Ergebnisse einzelne Teilkategorien
Die Ergebnisse der einzelnen Testkategorien des Tests finden Sie hier. Es werden jeweils die Top-3 Anbieter in der jeweiligen Testkategorie aufgezeigt.
Konditionen
Anbieter | Score | Info | |
---|---|---|---|
1 | flatex | 85,9% | 1,9 | Gut |
2 | brokerport | 85,1% | 2,0 | Gut |
3 | DEGIRO | 84,9% | 2,0 | Gut |
Angebotsbreite
Anbieter | Score | Info | |
---|---|---|---|
1 | Consorsbank | 99,1% | 1,1 | Sehr Gut |
2 | comdirect | 91,7% | 1,6 | Gut |
3 | Captrader | 90,8% | 1,6 | Gut |
Komfort
Anbieter | Score | Info | |
---|---|---|---|
1 | Consorsbank | 97,8% | 1,1 | Sehr Gut |
2 | S Broker | 95,6% | 1,3 | Sehr Gut |
3 | comdirect | 95,5% | 1,3 | Sehr Gut |
Transparenz
Anbieter | Score | Info | |
---|---|---|---|
1 | S Broker | 97,6% | 1,2 | Sehr Gut |
2 | brokerport | 91,7% | 1,6 | Gut |
3 | LYNX | 87,2% | 1,9 | Gut |
Kundendienst
Anbieter | Score | Info | |
---|---|---|---|
1 | Consorsbank | 92,0% | 1,5 | Gut |
2 | flatex | 92,0% | 1,5 | Gut |
3 | ViTrade | 87,9% | 1,8 | Gut |