Private Krankenversicherungen (PKV) versprechen ein deutlich umfangreicheres Leistungsangebot als die Gesetzlichen Krankenkassen und werben mit einem individuell gestaltbaren Gesundheitsschutz.  Doch welcher der vielen Privaten Krankenversicherer bietet tatsächlich die umfangreichsten Leistungen zu günstigen Konditionen? Und wie ist es um die Transparenz der Vertragsbedingungen und die Erreichbarkeit und Kompetenz des Kundendienstes gestellt? Die Antwort auf diese Fragen gibt eine aktuelle Studie der Deutschen Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV).

Die folgenden 20 Anbieter wurden in die Tests eingeschlossen:

• Allianz
• ALTE OLDENBURGER
• ARAG
• AXA/DBV
• Barmenia
• Debeka
• Deutscher Ring
• DKV
• Gothaer
• HALLESCHE
• HanseMerkur
• INTER
• LKH
• Münchener Verein
• Nürnberger
• R+V
• SDK
• SIGNAL IDUNA
• uniVersa
• Württembergische

Die Test-Kriterien wurden in drei unterschiedlich gewichtete Hauptbereiche untergliedert:

1. Tarife & Konditionen: Welche Leistungen beinhalten die Tarife und wie hoch ist der monatliche Beitrag? (60% des Gesamtwertes)
2. Transparenz & Komfort: Sind die wichtigsten Versicherungs- und Vertragsbedingungen klar ersichtlich? Wie komfortabel ist die Website zu nutzen? (25% des Gesamtwertes)
3. Kundendienst: Wurden die Testkunden freundlich und zuvorkommend behandelt und umfassend und kompetent beraten? (15% des Gesamtwertes)

Die Leistungen in der Kategorie Tarife & Konditionen sowie Transparenz & Komfort wurden durch Experten analysiert. Die Analyse der Tarife & Konditionen wurde auf Basis spezifischer Mindestanforderungsprofile für Angestellte, Selbständige und Beamte vorgenommen. Im Mittelpunkt des Vergleichs standen die ambulanten, stationären sowie zahnärztlichen Leistungen. Der Kundendienst jedes Anbieters wurde jeweils mit fünf Anrufen und fünf E-Mails auf die Probe gestellt.

Tarife & Konditionen: Angestellte

Die gebotenen Leistungen für Angestellte waren im Großen und Ganzen zufriedenstellend. Alle Anbieter erstatteten ärztliche Leistungen bis zum Höchstsatz der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), die ALTE OLDENBURGER, AXA und der Deutsche Ring sogar darüber hinaus. Alle Versicherer übernahmen außerdem ambulante Transportkosten. Eine Chefarztbehandlung war ebenfalls in allen betrachteten Tarifen inbegriffen. Ganze 17 der 20 Anbieter erstatteten außerdem über den gesetzlichen Umfang hinausgehende Vorsorgeuntersuchungen.

Größere Unterschiede zeigten sich im Bereich der zahnärztlichen Leistungen: So trugen nur die Debeka und die SIGNAL IDUNA die Kosten für Zahnersatz zu mindestens 90%, wohingegen die Kosten von den anderen Privaten Krankenversicherern im Durchschnitt lediglich zu 75% übernommen wurden.

Ambulante Psychotherapie wurde nur von der Barmenia, LKH, R+V und SDK uneingeschränkt bezahlt, ohne dass eine vorherige Genehmigung eingeholt werden musste.

Beitragsrückerstattungen bei Leistungsfreiheit garantierte ausschließlich der von der Gothaer angebotene Tarif: Bei Nicht-Inanspruchnahme von Leistungen im ersten Jahr wird ein gewisser Teil des Jahresbeitrags rückerstattet – unabhängig vom wirtschaftlichen Erfolg der Assekuranz. Bei allen anderen Anbietern handelte es sich hier um eine freiwillige Leistung des Versicherers, die je nach erwirtschafteten Überschüssen erfolgt. Einen Anspruch darauf hat der Kunde nicht.

Wichtig für alle, die sich häufig im Ausland aufhalten: Der Schutz auch außerhalb Deutschlands ist Standard. Alle betrachteten Tarife beinhalteten einen weltweiten Versicherungsschutz, die der Debeka waren sogar ohne Begrenzung der Dauer des Aufenthalts.

Für die Berechnung der Gesamtpunktzahl in der Kategorie Tarife & Konditionen wurden die Beiträge in Relation zu den dafür gebotenen Leistungen gestellt. Beiträge gingen dafür zu 40% und Leistungen zu 60% in die Berechnung ein. Das beste Preis-Leistungsverhältnis fanden die Tester bei HanseMerkur, die für einen monatlichen Gesamtbeitrag von nur 339,16 € ein sehenswertes Leistungsspektrum bot – und sich den ersten Platz in dieser Kategorie sicherte. Die beste Leistung, jedoch auch zu deutlich höheren Preisen, beinhaltete der Tarif der Debeka (583,25 €). Der Selbstbehalt variierte zwischen 0 € (LKH) und (bis zu) 1.000 € (Allianz, HanseMerkur).

Tarife & Konditionen: Selbständige

Selbständige sollten sich im Vorfeld der Anbieterwahl besonders intensiv damit befassen, worauf sie im Falle des Falles Wert legen. Beispiel stationärer Bereich: Nur elf Privatversicherer erstatteten Leistungen über dem Höchstsatz der GOÄ. ARAG, Debeka, HanseMerkur, LKH und SDK boten den Versicherten Einzelzimmer, bei allen anderen Privaten Krankenversicherungen mussten Selbständige mit einem Zwei-Bett-Zimmer vorliebnehmen. Stationäre Psychotherapie bezahlte die DKV erst nach schriftlicher Zusage. Alle anderen erstatteten hier ohne Genehmigungspflicht.

Groß war auch die Spannbreite der Zahlungen und Erstattungsleistungen für sogenannte Hilfsmittel. Nur die AXA, die Debeka und die DKV erstatteten beispielsweise eine operative Sehschärfenkorrektur zu 100%. Einen offenen Hilfsmittelkatalog boten aber nahezu alle teilnehmenden Versicherungen an.

Selbständige mussten im Schnitt mit einem Monatsbeitrag in Höhe von knapp 535 € rechnen. Der Selbstbehalt lag zwischen 0 € (LKH) und 1.000 € (Allianz, HanseMerkur). Das mit monatlich 367,26 € günstigste Angebot sowie das beste Preis-Leistungsverhältnis für Selbständige fanden die Tester bei der HanseMerkur. Die besten Leistungen bot die Debeka, die aber mit 604,85 € pro Monat auch deutlich teurer war.

Tarife & Konditionen: Beamte

Bei der größten Berufsgruppe in der privaten Krankenversicherung, den Beamten, gingen neunzehn Tarife in die Auswertung ein. Bei der Württembergischen gibt es keinen speziellen Tarif für Beamte in der Privaten Krankenversicherung. Das Leistungsniveau der Tarife war insgesamt höher als bei den Tarifen für die Angestellten und die Selbständigen, die Preise lagen vergleichsweise nah beieinander.

Fahrtkosten vom und zum Arzt erstatteten alle untersuchten Privaten Krankenversicherungen, genauso die empfohlenen Schutzimpfungen. Vorsorgeuntersuchungen, die über den gesetzlichen Umfang hinausgehen, übernahmen 14 der 19 Anbieter. Auch die Kosten für Ergotherapie und Logopädie trugen fast alle zu 100%. Hier machten nur die Nürnberger und die SIGNAL IDUNA Abstriche bei der Erstattung.

Während keiner der Versicherer eine Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit garantierte, belohnte immerhin die AXA/DBV als einziger Anbieter eine gesunde Lebensweise mit einem „Gesundheits-Bonus“.

Für den Beamten-Tarif (mit 50% Beihilfe vom Bund) wurden im Mittel 281,78 Euro monatlich fällig. Den günstigsten Tarif für diese Zielgruppe bot die AXA/DBV mit einem Beitrag von 242,92 € im Monat. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis offerierte allerdings die LKH mit einem Monatsbeitrag von 271,24 €. Das größte Leistungsspektrum für Beamte fand sich beim Deutschen Ring, allerdings auch zu einem etwas höheren Monatsbeitrag von 292,15 €.

Transparenz und Komfort

Die Internetpräsenzen der Privaten Krankenversicherungen wurden unterm Strich durchaus positiv bewertet. Die Tester empfanden die Seiten als übersichtlich und gut strukturiert, das Hauptmenü mit den jeweiligen Produktgruppen war bei allen Unternehmen klar erkennbar, die relevanten Informationen zur privaten Krankenversicherung ließen sich zumindest teilweise schnell auffinden. Eine Suchfunktion war auf allen Seiten integriert und lieferte bei allen Anbietern sinnvolle Ergebnisse. Ebenso positiv zu erwähnen ist, dass fast alle Anbieter das Einreichen von Arztrechnungen per App ermöglichten.

In puncto Tarifübersicht offenbarte sich deutlicher Optimierungsbedarf. Nur bei elf Privatversicherern wurden die unterschiedlichen Tarife in einer tabellarischen Übersicht dargestellt.

Ein Tarifrechner war nur auf sechs der 20 Seiten zu finden, immerhin acht Anbieter gaben aber Beitragsbeispiele direkt auf der Webseite. Der Ausdruck von AVBs oder Tarifkonditionen funktionierte nur bei 13 der 20 Versicherer in beiden Fällen einfach und unkompliziert.

Bestwerte hinsichtlich Transparenz & Komfort wurden dem Internetauftritt der DKV bescheinigt. Auf den Plätzen zwei und drei landeten uniVersa und die Allianz.

Kundendienst

 Eklatante Schwächen zeigten sich im Email-Kundendienst: Insgesamt blieben in 35% der Fälle die Anfragen komplett unbeantwortet. Dort, wo eine Rückmeldung kam, enthielt diese nur in gut drei Viertel der Fälle eine eindeutige Antwort auf die Kundenanfrage. Stattdessen wurden Geburtsdaten und Postanschrift eingefordert, die für die Beantwortung der Anfragen nicht zwingend notwendig waren, wie die Antworten anderer Anbieter zeigten. Lediglich die ALTE OLDENBURGER reagierte stets freundlich, korrekt und zielgerichtet und konnte sich den ersten Platz in dieser Teilkategorie sichern.

Der telefonische Kundendienst präsentierte sich in besserer Verfassung: Die Mitarbeiter waren gut erreichbar und freundlich. Die Antworten waren überwiegend korrekt, wenn auch nicht immer umfassend.

Insgesamt ging die ALTE OLDENBURGER als Erster aus der Kategorie Kundendienst hervor, gefolgt von dem Münchener Verein auf Platz zwei und INTER auf Platz drei.

uniVersa Testsieger der Gesamtstudie

uniVersa erfüllte die gesetzten Kriterien insgesamt am besten und wurde Testsieger, gefolgt von HanseMerkur und ALTE OLDENBURGER. uniVersa punktete dabei v.a. mit einer hohen Transparenz und einer komfortablen Webseite sowie mit einem guten Kundendienst. Die HanseMerkur bestach mit den besten Tarifen und Konditionen und die ALTE OLDENBURGER überzeugte mit dem besten Kundendienst.