Individuelle Tarife, schnellere Terminvergaben und exklusive Zusatzleistungen – die Private Krankenversicherung gilt für viele Versicherte als attraktive Alternative zur gesetzlichen Absicherung. Doch welche Anbieter überzeugen tatsächlich mit einem starken Gesamtpaket aus Leistung, Preis und Service? Welche Versicherer punkten zudem mit transparenten Vertragsbedingungen und einem benutzerfreundlichen Webauftritt? Um Antworten auf diese Fragen zu liefern, hat die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) in einer aktuellen Studie 23 private Krankenversicherer in Deutschland genauer untersucht.

Die folgenden 23 Anbieter wurden in die Tests eingeschlossen:

• Allianz
• Alte Oldenburger
• ARAG
• AXA/DBV
• Barmenia
• Continentale
• Debeka
• DKV
• Gothaer
• Hallesche
• HanseMerkur
• HUK-Coburg
• Inter
• Landeskrankenhilfe
• MünchenerVerein
• Nürnberger
• R+V
• SDK
• SIGNAL IDUNA
• UKV
• uniVersa
• Versicherungskammer Bayern
• Württembergische

Die Test-Kriterien wurden in drei unterschiedlich gewichtete Hauptbereiche untergliedert:

1. Tarife & Konditionen: Welche Leistungen beinhalten die vorgeschlagenen Tarife und wie hoch ist der monatliche Beitrag? (60% des Gesamtwertes)
2. Transparenz & Komfort: Sind die wichtigsten Versicherungs- und Vertragsbedingungen klar ersichtlich? Wie komfortabel ist die Website zu nutzen? (25% des Gesamtwertes)
3. Kundendienst: Wurden die Testkund:innen freundlich und zuvorkommend behandelt und umfassend und kompetent beraten? (15% des Gesamtwertes)

Die Leistungen in der Kategorie Tarife & Konditionen sowie Transparenz & Komfort wurden durch Expert:innen analysiert. Die Analyse der Tarife & Konditionen wurde auf Basis spezifischer Mindestanforderungsprofile für Angestellte, Selbständige und Beamte vorgenommen. Im Mittelpunkt des Vergleichs standen die ambulanten, stationären sowie zahnärztlichen Leistungen. Der Kundendienst jedes Anbieters wurde mit fünf Anrufen auf die Probe gestellt.

Tarifvergleich immer lohnenswert

Angestellte

Die gebotenen Leistungen für Angestellte waren im Großen und Ganzen zufriedenstellend. Alle Anbieter erstatteten ärztliche Leistungen bis zum Höchstsatz der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), die Alte Oldenburger, die Continentale, die Landeskrankenhilfe und die Württembergische sogar darüber hinaus. Eine Chefarztbehandlung war ebenfalls in allen betrachteten Tarifen inbegriffen. Nahezu alle getesteten Anbieter erstatteten außerdem über den gesetzlichen Umfang hinausgehende Vorsorgeuntersuchungen.

Größere Unterschiede zeigten sich im Bereich der zahnärztlichen Leistungen: So trugen nur die Debeka, die Landeskrankenhilfe und die SIGNAL IDUNA die Kosten für Zahnersatz zu mindestens 90%, wohingegen die Kosten von den anderen Privaten Krankenversicherern im Durchschnitt lediglich zu 75% übernommen wurden.

Ambulante Psychotherapie wurde nur von der Allianz, der AXA, der Barmenia, der Landeskrankenhilfe, der R+V, der SDK, der UKV und der Versicherungskammer Bayern uneingeschränkt bezahlt, ohne dass eine vorherige Genehmigung eingeholt werden musste.

Beitragsrückerstattungen bei Leistungsfreiheit garantierten nur die angebotenen Tarife der Allianz, der Continentalen, der Landeskrankenhilfe und des MünchenerVereins: Bei Nicht-Inanspruchnahme von Leistungen im ersten Jahr wird ein gewisser Teil des Jahresbeitrags rückerstattet – unabhängig vom wirtschaftlichen Erfolg der Assekuranz. Bei allen anderen Anbietern handelte es sich hierbei um eine freiwillige Leistung des Versicherers, die je nach erwirtschafteten Überschüssen erfolgt. Einen Anspruch darauf haben die Kund:innen nicht.

Wichtig für alle, die sich häufig im Ausland aufhalten: Der Schutz auch außerhalb Deutschlands ist Standard. Alle betrachteten Tarife beinhalteten einen weltweiten Versicherungsschutz, der Angestellten-Tarif der Debeka war sogar ohne Begrenzung der Dauer des Aufenthalts. Im Schnitt lag die Begrenzung für die Dauer des Auslandaufenthaltes bei sechs Monaten.

Für die Berechnung der Gesamtpunktzahl in der Kategorie Tarife & Konditionen wurden die Beiträge in Relation zu den dafür gebotenen Leistungen gestellt. Beiträge gingen dafür zu 40% und Leistungen zu 60% in die Berechnung ein. Das beste Preis-Leistungsverhältnis fanden die Tester:innen bei der HanseMerkur, die für einen monatlichen Gesamtbeitrag von nur 377,97 € ein zufriedenstellendes Leistungsspektrum bot – und sich den ersten Platz in dieser Kategorie sicherte. Die beste Leistung, jedoch auch zu deutlich höheren Preisen, beinhaltete der Tarif der Versicherungskammer Bayern (575,67 €). Der Selbstbehalt variierte zwischen 0 € (MünchenerVerein) und (bis zu) 1.000 € (HanseMerkur). Im Schnitt lag die Selbstbeteiligung bei etwas mehr als 650 €.

Selbständige

Selbständige sollten sich im Vorfeld der Anbieterwahl besonders intensiv damit befassen, worauf sie im Falle des Falles Wert legen. Beispiel stationärer Bereich: Nur 15 Privatversicherer erstatteten Leistungen über dem Höchstsatz der GOÄ. Die Allianz, die ARAG, die Debeka, die HanseMerkur, die Landeskrankenhilfe, die SDK, die UKV und die Versicherungskammer Bayern boten den Versicherten Einzelzimmer, bei allen anderen Privaten Krankenversicherungen mussten Selbständige mit einem Zwei-Bett-Zimmer vorliebnehmen. Eine stationäre Psychotherapie ohne Genehmigungspflicht erstatteten fast alle Versicherer.

Groß war auch die Spannbreite der Zahlungen und Erstattungsleistungen für sogenannte Hilfsmittel. Nur acht der 23 Assekuranzen erstatteten beispielsweise eine operative Sehschärfenkorrektur zu 100%. Einen offenen Hilfsmittelkatalog boten wiederum alle teilnehmenden Versicherungen an.

Selbständige mussten im Schnitt mit einem Monatsbeitrag in Höhe von knapp 658 € rechnen. Der Selbstbehalt lag zwischen 0 € (MünchenerVerein) und 1.000 € (HanseMerkur). Das mit monatlich 405,47 € günstigste Angebot sowie das beste Preis-Leistungsverhältnis für Selbständige fanden die Tester:innen bei der HanseMerkur. Die besten Leistungen bot die Versicherungskammer Bayern, die aber mit 604,87 € pro Monat auch deutlich teurer war.

Beamte

Bei der größten Berufsgruppe in der Privaten Krankenversicherung, den Beamten, gingen 22 Tarife in die Auswertung ein. Bei der Württembergischen gibt es keinen speziellen Tarif für Beamte in der Privaten Krankenversicherung. Das Leistungsniveau der Tarife war insgesamt höher als bei den Tarifen für die Angestellten und die Selbständigen, die Preise lagen vergleichsweise nah beieinander.

Die empfohlenen Schutzimpfungen erstatteten alle untersuchten Privaten Krankenversicherungen. Vorsorgeuntersuchungen, die über den gesetzlichen Umfang hinausgehen, übernahmen 18 der 22 Beamten-Tarife. Auch die Kosten für Ergotherapie und Logopädie trugen nahezu alle zu 100%. Hier machten nur die Hallesche und die Nürnberger Abstriche bei der Erstattung. 

Während nur die Continentale eine Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit garantierte, belohnte nur die DBV, die Marke der AXA für Beamtenversicherungen, eine gesunde Lebensweise mit einem „Gesundheits-Bonus“.

Für den Beamten-Tarif (mit 50% Beihilfe vom Bund) wurden im Mittel 338,89 Euro monatlich fällig. Das günstigste Angebot für diese Zielgruppe offerierte die Continentale mit einem Beitrag von 263,59 € im Monat. Das größte Leistungsspektrum für Beamte fand sich bei der Versicherungskammer Bayern, allerdings auch zu einem höheren Monatsbeitrag von 361,03 €. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bot der Beamtentarif der ARAG mit einem Monatsbeitrag von 306,07 €.

Verbesserungspotenzial bei der Transparenz von Prämien

Die Internetpräsenzen der Privaten Krankenversicherungen wurden unterm Strich durchaus positiv bewertet. Die Tester:innen empfanden die Seiten überwiegend als übersichtlich und gut strukturiert, das Hauptmenü mit den jeweiligen Produktgruppen war bei allen Unternehmen klar erkennbar und eine Suchfunktion war auf nahezu allen Seiten integriert. Ebenso positiv zu erwähnen ist, dass alle Anbieter das Einreichen von Arztrechnungen per App ermöglichten.

Ein Tarifrechner war nur auf neun der 23 Seiten zu finden, immerhin 16 Anbieter stellten jedoch Beitragsbeispiele direkt auf der Website zur Verfügung. Die detaillierten Versicherungsbedingungen waren bei 19 der 23 Versicherer auf der Website einsehbar.

Der Bestwert hinsichtlich Transparenz & Komfort wurde dem Internetauftritt der UKV bescheinigt, die den ersten Platz belegte.  Dicht gefolgt von der HUK-Coburg und der Allianz.

Erreichbarkeit & Ausführlichkeit der Antworten des Kundendienstes noch ausbaufähig

Die Kontaktmöglichkeiten bei Leistungsfragen ließen bei den Anbietern im Test kaum Wünsche offen. Alle Versicherer offerierten ihrer Kundschaft sowohl eine telefonische Hotline als auch ein Kontaktformular oder eine E-Mail-Adresse zur schriftlichen Kontaktaufnahme. Zusätzlich dazu bot knapp die Hälfte der Assekuranzen auch einen Rückruf-Service an.

Der telefonische Kundendienst präsentierte sich in mittelmäßiger Verfassung: Die Mitarbeiter:innen waren nur in 77% der Fälle innerhalb von zwei Anruf-Versuchen erreichbar und die erfolgreichen Anrufe waren im Schnitt mit einer Wartezeit von knapp 56 Sekunden verbunden. Auch hinsichtlich der Kompetenz des Kundendienstes gab es zum Teil Verbesserungspotenzial. Die Testpersonen erhielten nur in 91% der Fälle eine konkrete Antwort auf die gestellte Frage. Diese Antworten waren dann nahezu immer korrekt, aber fielen in nur 56% der Fälle ausführlich und umfassend aus.

Insgesamt ging die SDK als Erster aus der Kategorie Kundendienst hervor, gefolgt von der Debeka auf Platz zwei und der uniVersa auf Platz drei.

HanseMerkur Testsieger der Gesamtstudie, gefolgt von der ARAG & der uniVersa

Die HanseMerkur erfüllte die gesetzten Kriterien insgesamt am besten und wurde Testsieger, gefolgt von der ARAG und der uniVersa. Die HanseMerkur punktete dabei v.a. mit dem besten Angestellten- und Selbständigen-Tarif. Die ARAG bestach mit den besten Tarifen & Konditionen sowie dem besten Beamten-Tarif. Die uniVersa überzeugte mit einer TOP 3-Platzierungen beim Kundendienst und einem sehr guten Webauftritt.