Produkt-Test: Klarlacke

Produkt-Test: Klarlacke
© Ognianmedarov / Fotolia

Ob Tische, Stühle, Türzarge oder Schwelle: Ein Anstrich mit Klarlack zur rechten Zeit kann wahre Wunder bewirken. Doch wer sich auf dieses Aus-alt-mach-neu-Projekt einlässt, ist beim Kauf eines Klarlacks zunächst mit einem Aufgebot unterschiedlichster Marken konfrontiert. Dass sich diese nicht nur im Preis unterscheiden, zeigt der jüngste Produkttest der DtGV – Deutschen Gesellschaft für Verbraucherstudien, die gemeinsam mit der Gesellschaft für Werkstoffprüfung (GWP) insgesamt 17 Klarlacke untersucht hat.

Getestet wurden elf Acryllacke und sechs Kunstharzlacke. Der Unterschied: Acryllacke werden auf Wasserbasis hergestellt, trocknen sehr schnell und auch die Streichwerkzeuge lassen sich mit Wasser auswaschen. Kunstharzlacke sind hingegen auf Lösemitteln aufgebaut, gelten als geruchsintensiver, besitzen aber meist eine höhere Stoß- und Schlagfestigkeit.

Folgende Acryllacke wurden getestet:

  • Alpina Klarlack für Möbel (seidenmatt)
  • AURO Klarlack Nr. 261 (seidenmatt)
  • düfa 2 in 1 Klarlack (seidenglänzend)
  • Hornbach Acryl Klarlack (seidenmatt)
  • OBI Klarlack (seidenmatt)
  • OPUS1 Klarlack 2in1 Acryl-Lack (seidenmatt)
  • Renovo Acryl Klarlack 2in1 (seidenmatt)
  • Schöner Wohnen DurAcryl Klarlack (seidenmatt)
  • swingcolor 2in1 Klarlack (seidenmatt)
  • Vectra 4956 2in1 Klarlack (seidenmatt)
  • Wilckens 2in1 Klarlack (seidenmatt)

Aus dem Segment der Kunstharzlacke wurden folgende Produkte untersucht:

  • Brillux Impredur Seidenmatt-Klarlack 780
  • düfa Klarlack (seidenglänzend)
  • Capalac Kunstharz-Klarlack (seidenmatt)
  • OBI Premium Klarlack (seidenmatt)
  • OPUS1 Klarlack Kunstharz-Lack (seidenmatt)
  • Renovo Klarlack (seidenmatt)

Alle Klarlacke wurden käuflich online erworben und im Zeitraum Juli/August 2018 getestet. Untersucht wurden die Lacke in drei Testkategorien, die mit unterschiedlicher Gewichtung in das Gesamtergebnis eingingen:

  1. Anstreicheigenschaften: Welche Kratz-, Haftungs- und Abriebbeständigkeit weisen die Lacke auf – jeweils vor und nach der künstlichen Bewitterung? Kommt es zu unerwünschten Vergilbungs-Effekten? Wie ist es um die Blockfestigkeit der Lacke bestellt? Wie stellen sich Streichbild und Oberflächen dar? (60% des Gesamtwertes)
  2. Handhabung: Wie gut ist die Streichbarkeit der Lacke? Wie stark ist die Geruchsentwicklung? (30% des Gesamtwertes)
  3. Gebrauchshinweise: Wie informativ und vollständig sind die Gebrauchshinweise auf den Produkten? Wie hilfreich ist die Nutzungsanleitung? (10% des Gesamtwertes)

Was macht einen guten Klarlack aus? Wichtig ist vor allem eine gewisse Robustheit. Wenn die lackierten Gegenstände schon bei normaler Beanspruchung sichtbare Verschleißspuren aufweisen, ist durch einen Neuanstrich nur wenig gewonnen. Mit einer speziellen Prüfvorrichtung (Crockmeter) wurde daher im Test zunächst die Abriebfestigkeit der Klarlacke ermittelt und zwar indem, vereinfacht gesagt, eine Kontaktfläche mit konstanter Kraft jeweils 100 Mal über die lackierten Testoberflächen scheuerte. Der durch diese mechanische Beanspruchung entstandene Abrieb wurde visuell ermittelt und in eine Bewertungsskala übersetzt.

Für die Kratzbeständigkeit wiederum wurde der Kraftaufwand gemessen, der notwendig war, um mit einer Prüfnadel eine Markierung im ausgehärteten Lack zu hinterlassen. Eine Gitterschnittprüfung zur Ermittlung der Lack-Haftung rundete den Belastungs-Check der untersuchten Proben ab. Hierzu wurde mit einem Mehrschneidengerät ein bis zum Trägersubstrat durchgehendes Gitter in die Lackschicht geschnitten. Anschließend wurde ein genormtes Klebeband auf das Schnittgitter geklebt, angedrückt und ruckartig wieder abgezogen. Bewertet wurde das Ausmaß der Absplitterungen.

Diese Prüfungen wurden zwei Mal vorgenommen: Einmal direkt nach dem Aushärten der Lacke, das zweite Mal nach einer sogenannten künstlichen Bewitterung. Gemeint ist damit ein Verfahren, bei dem mittels erhöhter Temperatur und intensiver Bestrahlung quasi im Zeitraffer eine Langzeit-Beanspruchung durch Sonnenlicht simuliert wird. Dies erlaubt Aussagen zur Oberflächenbeständigkeit sowie auch zur Vergilbungsneigung bzw. Glanzwert-Abnahme der untersuchten Lacke.

So wichtig die Beständigkeit eines Klarlacks ist, wenn nicht auch die Streichbarkeit, das Streichbild, der Geruch und das Aussehen der lackierten Oberflächen so sind, wie sie sein sollten, kann das Projekt „Neuer (Lack-)Anstrich“ sehr schnell zu Verdruss führen. Im Test arbeiteten sich drei geschulte Probanden Marke für Marke durch die insgesamt 17 Lackproben und bewerteten diese Aspekte von Anstricheigenschaften und Handhabung.

Abschließend wurde der Informationsgehalt und die Vollständigkeit der Herstellerangaben auf den Lackdosen geprüft. Ergebnis: Nur drei Hersteller machten tatsächlich Angaben zu allen elf Punkten, die für den Test definiert waren. Während sich Infos zu Gebindegröße, Reichweite, Produktart und Entsorgung auf allen Dosen fanden, fehlten beispielsweise auf acht Lacken Angaben zur Aushärtezeit – und selbst Hinweise, ob der Lack auch für Kinderspielzeuge geeignet ist, ließ gut ein Drittel der Hersteller vermissen. Auch bei der ebenfalls untersuchten Verständlichkeit der Anleitung haben nicht alle Produzenten ihre Hausaufgaben gemacht: Kein Lack erreichte hier die Maximal-Punktzahl, bei zweien reichte es gerade noch für ein „ausreichend“.

Testsieger: Renovo Kunstharzlack

Mit der besten Gesamtleistung konnte sich der Renovo Kunstharzlack am Ende der facettenreichen Prüfungen über beide Lackarten hinweg als Testsieger durchsetzen. Die Handelsmarke des Hagebaumarkts überzeugte durch eine überdurchschnittliche Robustheit bei den Belastungstests. Und auch wenn die Haftungsbeständigkeit sowie der Glanzgrad nach der Bewitterung ein wenig zu wünschen übrig ließen, so stellte er doch exzellente Oberflächeneigenschaften unter Beweis: Die Tester konnten nach der Aushärtung keinerlei Defekte wie Risse, Blasen, Kreidung oder Abblättern ausmachen und auch das Streichbild zählte zu den besten im Test. Abgerundet wurde der positive Gesamteindruck durch das Urteil der Probanden, die die Streichbarkeit des Lacks mit „sehr gut“ bewerteten.

Auf dem zweiten Rang in der Gesamtwertung sowie unter den Kunstharzlacken platzierte sich der Capalac Kunstherz-Klarlack seidenmatt. In puncto Kratzbeständigkeit erwies er sich sogar noch minimal widerstandsfähiger als der Testsieger, jedoch erwies sich die Lack-Haftung im Vergleich zum Renovo-Lack als weniger stabil. Beim Streichbild, Streichbarkeit und bei den Oberflächeneigenschaften stand er dem Erstplatzierten wiederum in nichts nach.

Mit dem Opus1 seidenmatt war es ebenfalls ein Kunstharzlack, der das Spitzentrio der Gesamtwertung abrundete. Die Handelsmarke der Fachhändler-Kooperation Eurobaustoff zeigte mit einer Zielerreichung von 91% die besten Anstreicheigenschaften im Test, wurden von den Probanden in den Items Streichbarkeit und Geruch jedoch nicht ganz so gut bewertet wie die Lacke auf den beiden ersten Plätzen.

Auro Klarlack als bester Acryllack bewertet

Als bester Acryllack unter den Klarlacken ging der Auro Klarlack seidenmatt hervor – ein Lack, bei dem laut Hersteller „ausschließlich natürliche Zutaten“ verwendet werden. Für einen Acryllack, dessen Kratzbeständigkeit generell etwas weniger ausgeprägt ist als die eines Kunstharzlackes, erwies sich der Auro als durchaus widerstandsfähig gegen mechanische Beanspruchungen – und nach dem Auftrag waren weder Pinselstriche noch Einschlüsse, Poren, Schlieren oder ähnliches auszumachen. Die Streichbarkeit selbst bewerteten die Probanden mit einem „sehr gut“.

Auf den Plätzen zwei und drei Teilwertung „Acryllacke“ folgten Hornbach Acryl Klarlack und Vectra 2in1 Klarlack. Die Hornbach Eigenmarke wies nach der künstlichen Bewitterung nahezu keinerlei Vergilbungserscheinungen auf. Beim Streichbild und der Streichbarkeit jedoch fielen die Noten etwas schlechter aus als beim Auro Klarlack. Der drittplatzierte Acryllack von Vectra erzielte bei den Anstreicheigenschaften die höchste Punktzahl unter den Acryllacken, jedoch reichte es bei der Streichbarkeit nur für ein „befriedigend“ und auch der Geruch des Lacks wurde von den Probanden im Vergleich zu den anderen Proben als weniger angenehm wahrgenommen.

Für besonders preisbewusste Handwerker stellt der Vectra 2in1 dennoch eine gute Wahl da, erwies er sich von allen 17 untersuchten Produkten im Test  als der Klarlack mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis.

Festzuhalten bleibt, dass sich die untersuchten Lacke insgesamt auf einem recht hohen Qualitätsniveau bewegen: Speziell bei den Anstricheigenschaften erzielten immerhin zehn der 17 untersuchten Lacke ein „gut“ – und selbst das Schlusslicht in der Gesamtbewertung erhielt noch die Note „befriedigend“. Ein oder gar mehrere „Ausreißer“ ließen sich, anders als bei anderen Produkttests, nicht ausmachen. Die größte Varianz bei der Beurteilung zeigte sich bei der subjektiven Bewertung des Lack-Geruchs durch die Probanden. Hier reichte das Notenspektrum von „sehr gut“ (Obi Premium Klarlack) bis zu „ungenügend“ (swingcolor 2in1 Klarlack und Schöner Wohnen DurAcryl Klarlack).

Ergebnisse einzelne Teilkategorien

Anstricheigenschaften

  Anbieter Score Info
1 OPUS1 Klarlack-Kunstharz-Lack (seidenmatt) 90,6% 1,6 | gut
2 Renovo Klarlack (seidenmatt) 89,4% 1,7 | gut
3 Vectra 4956 2in1 Klarlack (seidenmatt) 87,0% 1,9 | gut

Handhabung

Gebrauchshinweise

  Anbieter Score Info
1 OPUS1 Klarlack 2in1 Acryl-Lack (seidenmatt) 95,0% 1,3 | sehr gut
2 Wilckens 2in1 Klarlack (seidenmatt) 91,0% 1,6 | gut
3 düfa Klarlack (seidenglänzend) 90,5% 1,6 | gut