Rechtsschutzversicherung 2017: Test von Konditionen, Transparenz & Komfort und Kundendienst

Rechtsschutzversicherung 2017: Test von Konditionen, Transparenz & Komfort und Kundendienst
© Leszek Kobusinski / Fotolia

Zu einem Rechtsstreit kann es in vielen Bereichen des täglichen Lebens kommen. Gut, wenn man für den Fall des Falles mit einer Rechtsschutzversicherung abgesichert ist. An Anbietern besteht kein Mangel. Als Hilfestellung bei der Wahl eines Versicherers hat die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) jetzt in Kooperation mit N24 und dem Vergleichsportal Check24 insgesamt 14 Rechtsschutzversicherer genauer untersucht.

Folgende Anbieter wurden in die Tests eingeschlossen:

 

  • Advocard Rechtsschutz
  • Allianz
  • ARAG
  • AUXILIA
  • Badische Versicherungen
  • D.A.S. Rechtsschutz
  • Debeka Allgemeine
  • DEURAG
  • DEVK
  • DMB Rechtsschutz
  • Roland Rechtsschutz
  • R+V Allgemeine Versicherung
  • WGV
  • Württembergische

 

Die Test-Kriterien wurden in drei unterschiedlich gewichtete Hauptbereiche untergliedert:

 

  1. Konditionen: Welche Leistungen beinhalten die vorgeschlagenen Tarife und wie hoch ist der monatliche Beitrag? (50% des Gesamtwertes)
  2. Transparenz & Komfort: Wie benutzerfreundlich ist die Website? (30% des Gesamtwertes)
  3. Kundendienst: Wie gut sind die Kontaktmöglichkeiten? Berät der Kundendienst freundlich und kompetent? (20% des Gesamtwertes)

 

In der Welt der Rechtsschutzversicherungen werden einzelne Lebensbereiche als Themenkreise definiert, für die gezielt Versicherungsschutz gekauft werden kann. Es sind dies im Wesentlichen die fünf Bereiche „Privat“, „Beruf“, „Verkehr“, „Wohnen“ und „Vermietung“. Im Rahmen der Studie wurden die Konditionsbewertungen auf Basis spezifischer Mindestanforderungsprofile für die drei kombinierten Szenarien „Privat & Beruf“, „Privat, Beruf & Verkehr“ sowie „Privat, Beruf, Verkehr, Wohnen und Vermieten“ vorgenommen; Grundlage waren die bei Check24 aufgeführten Tarifinformationen. Die Versicherer, die dort nicht gelistet waren (Allianz, AUXILIA, Debeka, WGV, Württembergische), brachten auf Anfrage den Tarif ein, der dem jeweiligen Profil am ehesten entsprach.

Die Leistungsanalyse in der Kategorie Transparenz & Komfort fand durch Experten statt. Der Kundendienst wurde mit jeweils fünf Anfragen per E-Mail und Telefon auf die Probe gestellt.

 

Konditionen: Privat & Beruf

Die Basics im privaten Bereich deckten alle Anbieter ab und boten Rechtsschutz in Belangen des Vertrags-, Verwaltungs-, Sozial, Steuer- oder auch Familien- und Erbrechts. Unterschiede zeigten sich erst an den Rändern des juristischen „Tagesgeschäfts“. So schlossen beispielsweise nur sechs Anbieter auch außergerichtliche Widerspruchsverfahren im Sozial- und Verwaltungsrecht, im Steuerrecht (außergerichtlich) waren es nur noch fünf. Studienplatzklagen deckten drei der 14 Tarife ab.

Auch in puncto Beruf unterschied sich das Leistungsspektrum der Rechtsschutzversicherer eher beim genauen Hinschauen: Bei Streitigkeiten mit dem Arbeitgeber, im Sozialrecht sowie Disziplinar- und Standesrecht boten alle getesteten Unternehmen einen umfangreichen Versicherungsschutz, Abfindungsansprüche sind aber nur bei acht Versicherern abgedeckt. Außergerichtliche Widerspruchsverfahren im Sozialrecht schlossen nur sechs mit ein.

Grundsätzlich waren in allen, für dieses Szenario untersuchten Tarifen eine kostenlose Anwaltshotline sowie die freie Rechtsanwaltswahl  inbegriffen, genauso wie die außergerichtliche Schlichtung (Mediation). Zudem boten sechs Versicherer Tarife mit einer unbegrenzten Deckungssumme, die ARAG und die AUXILIA sogar weltweit. Selbst voll- und minderjährige Kinder waren bei den meisten Anbietern mitversichert, lediglich bei der Advocard, der Debeka, der DEVK und der WGV waren diese ausgeschlossen.

Der monatliche Beitrag lag im Mittel bei 19,89 €. Deutlich günstiger bekam man rechtlichen Schutz bei der WGV: Für nur 8,86 € im Monat konnte man den Basis-Tarif abschließen. Allerdings waren in diesem Tarif auch die wenigsten Leistungen enthalten. Wem hingegen ausschließlich an einem maximalen Versicherungsschutz gelegen ist, findet die besten Leistungen im privaten und beruflichen Bereich bei der ARAG sowie, mit leichten Abstrichen, bei der Badischen – dies jedoch auch zu höheren Preisen. Die monatliche Beiträge der zwei genannten Versicherer lagen bei 23,26 € bzw. 21,97 €.

Das beste Preis-Leistungsverhältnis, in das die Tarifkosten und die Tarifleistungen zu gleichen Anteilen einflossen, fanden die Tester für die kombinierten Bereiche „Privat & Beruf“ bei der Debeka. Für nur 14,83 € im Monat offerierte die Debeka ein stattliches Leistungspaket.

 

Konditionen: Privat, Beruf & Verkehr

Bei diesem Tarifszenario wurde zusätzlich zum privaten und beruflichen Bereich der Verkehrsrechtsschutz unter die Lupe genommen. Hier bot sich ein sehr erfreuliches Bild: Alle Tarife überzeugten mit sehr guten Leistungen, sowohl im Vertragsrecht (z.B. beim Kauf oder der Reparatur eines PKW) als auch im Falle von Ordnungswidrigkeiten (z.B. Überfahren einer roten Ampel).

Der durchschnittliche Monatsbeitrag bei 150 € Selbstbeteiligung lag bei 21,60 €. Besonders günstig war auch hier wieder der Tarif der WGV (12,60 € pro Monat), gefolgt vom DMB und der DEURAG mit einem Monatsbeitrag von 14,47 € bzw. 14,99 €.

Das Beste Preis-Leistungsverhältnis bot in diesem Tarifszenario die ARAG mit einem monatlichen Beitrag von 23,26 €.

 

Konditionen: Privat, Beruf, Verkehr, Wohnen & Vermieten

Nicht alle getesteten Rechtsschutzversicherungen boten dem Musterprofil entsprechende Tarife im Wohn- und Vermieter-Rechtsschutz an, so dass D.A.S. Rechtsschutz, DEURAG, DMB Rechtsschutz, Roland Rechtsschutz und die R+V Allgemeine nicht in die Bewertung eingingen.

Alle anderen präsentierten zusätzlich zu Privat, Beruf und Verkehr sehr gute Leistungen für Mieter und Vermieter: Im Wohnrechtsschutz schlossen alle neun betrachteten Anbieter Streitigkeiten mit den Nachbarn oder der Hausverwaltung in ihren Tarifen ein. Auch der Wohnungs- und Grundstücksrechtsschutz war überall abgedeckt. Streitigkeiten rund um den Zweitwohnsitz hingegen waren bei zwei Versicherern, der Allianz und der DEVK, nicht mit inbegriffen.

So ähnlich die Leistungen, so unterschiedlich die Kosten: Die WGV Versicherung bot erneut den günstigsten Tarif – in diesem Szenario jedoch zugleich auch das beste Preis-Leistungsverhältnis. Für 33,45 € monatlich erhält der Versicherte ein solides Leistungspaket. Der Tarif der ARAG war mit 54,45 € zwar der teuerste, offerierte jedoch auch die besten Leistungen im Test.

Über alle drei Tarif-Szenarien hinweg belegte die WGV den ersten Platz in der Kategorie Konditionen. Die Badische und die Debeka folgten auf den Plätzen zwei und drei.

 

Transparenz und Komfort

Auch wenn die Internetauftritte der Rechtsschutzversicherungen im Kern als durchaus übersichtlich und nutzerfreundlich strukturiert bewertet wurden, zeigten sich in puncto Suchkomfort und Navigation bei einigen Anbietern Schwächen. So verfügten die Websites des DMB beispielsweise über keinerlei Suchfunktion – aber auch dort, wo Suchmaschinen integriert waren, generierten diese nur in sieben Fällen Vorschläge, um die Recherche zu vereinfachen. Eine Anwaltssuche stellten nur sechs Versicherer zur Verfügung, dafür fast alle einen Prozesskostenrechner. Nur die Webseiten der Allianz und des DMB verfügten nicht über diesen Service.

Einen Tarifrechner, der die verfügbaren Optionen übersichtlich und im direkten Vergleich präsentiert, boten zwar bis auf die Debeka und die Württembergische alle Versicherungsunternehmen. Jedoch nur bei zehn der 14 Anbieter fanden sich auch Infofelder und genaue Erklärungen zu einzelnen Tarifinhalten und Leistungen. Auch die allgemeinen Versicherungsbedingungen waren nicht immer direkt einsehbar oder standen zum Download bereit.

Sehr gute Transparenz und hohen Komfort präsentierten Roland Rechtsschutz und D.A.S. Rechtsschutz im Test.

 

Kundendienst

Der telefonische Kundendienst präsentierte sich in einer mittelmäßigen Verfassung: Die Mitarbeiter waren teilweise nur nach langen Wartezeiten zu erreichen, besonders bei der Badischen hatte man auch oft gar kein Glück. Kam der Kontakt jedoch zustande, waren die Antworten größtenteils korrekt und umfassend.

Eklatante Schwächen zeigten sich hingegen im Email-Kundendienst: Insgesamt wurden nur gut 70% der Emails überhaupt beantwortet. Doch selbst wenn Reaktionen kamen, waren diese nicht immer zielführend: Des Öfteren wurde lediglich unaufgefordert ein Angebot geschickt, ohne aber auf die eigentliche Frage einzugehen.

Den ersten Platz im telefonischen Kundendienst erzielte die Auxilia, gefolgt von der ARAG, die auch die Kundendienst Gesamtwertung für sich entscheiden konnte.

 

ARAG Testsieger der Gesamtstudie, AUXILIA und Roland Rechtsschutz auf den Plätzen 2 und 3

Die ARAG erfüllte die gesetzten Kriterien insgesamt am besten und wurde Testsieger, gefolgt von der AUXILIA und Roland Rechtsschutz. Die ARAG punktete dabei mit dem besten Kundendienst im Test, die Auxilia zeigte hingegen sehr gute Ergebnisse über alle Kategorien hinweg. Roland Rechtsschutz überzeugte durch den ersten Platz in der Kategorie Transparenz & Komfort.

Die Detailergebnisse der Studie sind gegen eine Schutzgebühr von 1.150 EUR zzgl. MwSt. bei der DtGV (info@dtgv.de) erhältlich.

Ergebnisse einzelne Teilkategorien

Die Ergebnisse der einzelnen Testkategorien des Tests finden Sie hier. Es werden jeweils die Top-3 Anbieter in der jeweiligen Testkategorie aufgezeigt.

Tarife & Konditionen

  Anbieter Score Info
1 WGV 90% 1,7 | Gut
2 BGV 88% 1,8 | Gut
3 Debeka 88% 1,8 | Gut

Transparenz & Komfort

  Anbieter Score Info
1 Roland Rechtsschutz 92% 1,5 | Gut
2 D.A.S. Rechtsschutz 91% 1,6 | Gut
3 AUXILIA 89% 1,8 | Gut

Kundendienst

  Anbieter Score Info
1 ARAG 92% 1,6 | Gut
2 AUXILIA 82% 2,2 | Gut
3 Advocard Rechtsschutz 76% 2,6 | Befriedigend