Rechtsschutzversicherung: Test von Konditionen, Transparenz & Komfort und Kundendienst
Immer mehr Deutsche entscheiden sich für den Abschluss einer Rechtsschutzversicherung. Anbieter gibt es genug, doch wo findet der Verbraucher transparente Leistungen zu angemessenen Preisen? Die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) hat in Kooperation mit N24 und dem Vergleichsportal Check24 in einem detaillierten Test insgesamt 15 Rechtsschutzversicherer genauer untersucht.
Hier finden Sie einen neueren Test zum Thema Rechtsschutz-Versicherungen
Folgende Anbieter wurden in den Test Rechtsschutzversicherungen 2016 eingeschlossen:
- Advocard Rechtsschutz
- Allianz
- Allrecht
- ARAG
- AUXILIA
- Badische Versicherungen
- BavariaDirekt
- D.A.S. Rechtsschutz
- Debeka Allgemeine
- DEURAG
- DEVK
- DMB Rechtsschutz
- Roland Rechtsschutz
- R+V Allgemeine Versicherung
- WGV
Die Test-Kriterien wurden in drei unterschiedlich gewichtete Hauptbereiche untergliedert:
- Konditionen: Welche Leistungen beinhalten die vorgeschlagenen Tarife und wie hoch ist der monatliche Beitrag? (50% des Gesamtwertes)
- Transparenz & Komfort: Wie benutzerfreundlich ist die Website? (30% des Gesamtwertes)
- Kundendienst: Wie gut sind die Kontaktmöglichkeiten? Berät der Kundendienst freundlich und kompetent? (20% des Gesamtwertes)
In der Welt der Rechtsschutzversicherungen werden einzelne Lebensbereiche als Themenkreise definiert, für die gezielt Versicherungsschutz gekauft werden kann. Es sind dies im Wesentlichen die fünf Bereiche „Privat“, „Beruf“, „Verkehr“, „Wohnen“ und „Vermietung“. Im Rahmen der Studie wurden die Konditionsbewertungen auf Basis spezifischer Mindestanforderungsprofile für die drei kombinierten Szenarien „Privat & Beruf“, „Privat, Beruf & Verkehr“ sowie „Privat, Beruf, Verkehr, Wohnen und Vermieten“ vorgenommen; Grundlage waren die bei Check24 aufgeführten Tarifinformationen. Die Versicherer, die dort nicht gelistet waren (Allianz, AUXILIA, Debeka, WGV), brachten auf Anfrage den Tarif ein, der dem jeweiligen Profil am ehesten entsprach.
Die Leistungsanalyse in der Kategorie Transparenz & Komfort fand durch Experten statt. Der Kundendienst wurde mit jeweils zehn Anfragen per E-Mail und fünf telefonischen Anfragen auf die Probe gestellt.
Testszenario 1: Konditionen: Privat & Beruf
Die Basics im privaten Bereich deckten alle Anbieter ab und boten Rechtsschutz in Belangen des Vertrags-, Verwaltungs-, Sozial, Steuer- oder auch Familien- und Erbrechts. Unterschiede zeigten sich erst an den Rändern des juristischen „Tagesgeschäfts“. So schlossen beispielsweise nur sieben Anbieter auch außergerichtliche Widerspruchsverfahren im Sozial- und Steuerrecht ein, im Verwaltungsrecht (außergerichtlich) waren es nur noch fünf. Studienplatzklagen deckten vier der 15 Tarife ab.
In puncto Beruf unterschied sich das Leistungsspektrum der Rechtsschutzversicher hingegen kaum: Bei Streitigkeiten mit dem Arbeitgeber, im Sozialrecht sowie Disziplinar- und Standesrecht boten alle getesteten Unternehmen einen umfangreichen Versicherungsschutz. Selbst den Komplex Abfindungsansprüche schloss lediglich die WGV nicht mit ein.
Grundsätzlich waren in allen für dieses Szenario untersuchten Tarifen eine kostenlose Anwaltshotline sowie die freie Rechtsanwaltswahl inbegriffen, genauso wie die außergerichtliche Schlichtung (Mediation). Zudem boten acht Versicherer Tarife mit einer unbegrenzten Deckungssumme, die AUXILIA und ARAG sogar weltweit. Selbst voll- und minderjährige Kinder waren bei den meisten Anbietern mitversichert, lediglich bei der Advocard, der DEVK und der WGV waren diese ausgeschlossen.
Der monatliche Beitrag lag im Mittel bei 19,24 €. Deutlich günstiger bekam man rechtlichen Schutz bei der WGV: Für nur 8,42 € im Monat konnte man den Tarif „Himmelblau“ abschließen. Allerdings waren in diesem Tarif auch die wenigsten Leistungen enthalten. Wem hingegen ausschließlich an einem maximalen Versicherungsschutz gelegen ist, findet die besten Leistungen im privaten und beruflichen Bereich bei der ARAG sowie, mit leichten Abstrichen, bei Allrecht und der AUXILIA – dies jedoch auch zu höheren Preisen. Die monatliche Beiträge der drei genannten Versicherer lagen bei 23,2 € bzw. 17,72 € und 21,74 €.
Das beste Preis-Leistungsverhältnis, in das die Tarifkosten und die Tarifleistungen zu gleichen Anteilen einflossen, fanden die Tester für die kombinierten Bereiche „Privat & Beruf“ bei der Debeka. Für nur 14,83 € im Monat offerierte die Debeka ein stattliches Leistungspaket.
Testszenario 2: Konditionen: Privat, Beruf & Verkehr
Bei diesem Tarifszenario wurde zusätzlich zum privaten und beruflichen Bereich der Verkehrsrechtsschutz unter die Lupe genommen. Hier bot sich ein sehr erfreuliches Bild: Fast alle Tarife überzeugten mit sehr guten Leistungen, sowohl im Vertragsrecht (z.B. beim Kauf oder der Reparatur eines PKW) als auch im Falle von Ordnungswidrigkeiten (z.B. Überfahren einer roten Ampel).
Größere Einschränkungen fanden die Tester lediglich bei der DMB Rechtsschutz: Hier war das Führen fremder Fahrzeuge durch versicherte Personen nicht im Tarif enthalten, auch war die Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr als Fahrgast, Fußgänger oder Fahrradfahrer nicht ausnahmslos versichert.
Der durchschnittliche Monatsbeitrag lag bei 20,61 €. Besonders günstig war auch hier wieder der Tarif der WGV (11,40 € pro Monat), gefolgt von der DEURAG mit einem Monatsbeitrag von 14,99 €.
Das Beste Preis-Leistungsverhältnis bot in diesem Tarifszenario die AUXILIA mit einem monatlichen Beitrag von 21,74 €.
Testszenario 3: Konditionen: Privat, Beruf, Verkehr, Wohnen & Vermieten
Nicht alle getesteten Rechtsschutzversicherungen boten dem Musterprofil entsprechende Tarife im Wohn- und Vermieter-Rechtsschutz an, so dass D.A.S. Rechtsschutz, DEURAG, DMB Rechtsschutz, Roland Rechtsschutz und die R+V Allgemeine nicht in die Bewertung eingingen.
Alle anderen präsentierten zusätzlich zu Privat, Beruf und Verkehr sehr gute Leistungen für Mieter und Vermieter: Im Wohnrechtsschutz schlossen alle zehn betrachteten Anbieter Streitigkeiten mit den Nachbarn oder der Hausverwaltung in ihren Tarifen ein. Auch der Wohnungs- und Grundstücksrechtsschutz war überall abgedeckt. Streitigkeiten rund um den Zweitwohnsitz hingegen waren bei zwei Versicherern, der Allianz und der DEVK, nicht mit inbegriffen.
So ähnlich die Leistungen, so unterschiedlich die Kosten: Die WGV Versicherung bot erneut den günstigsten Tarif – in diesem Szenario jedoch zugleich auch das beste Preis-Leistungsverhältnis. Für nur 22,91€ monatlich erhält der Versicherte ein solides Leistungspaket. Der Tarif der ARAG war mit 54,45 € zwar der teuerste, offerierte jedoch auch die besten Leistungen im Test.
Über alle drei Tarif-Szenarien hinweg belegte die Debeka den ersten Platz in der Kategorie Konditionen. Allrecht und die WGV folgten auf den Plätzen zwei und drei.
Transparenz und Komfort kann gesteigert werden
Auch wenn die Internetauftritte der Rechtsschutzversicherungen im Kern als durchaus übersichtlich und nutzerfreundlich strukturiert bewertet wurden, zeigten sich in puncto Suchkomfort und Navigation bei einigen Anbietern Schwächen. So verfügten die Websites des DMB beispielsweise über keinerlei Suchfunktion – aber auch dort, wo Suchmaschinen integriert waren, generierten diese nur in sieben Fällen Vorschläge, um die Recherche zu vereinfachen. Eine Anwaltssuche stellten nur fünf Versicherer zur Verfügung, immerhin acht Websites verfügten über einen Prozesskostenrechner.
Einen Tarifrechner, der die verfügbaren Optionen übersichtlich und im direkten Vergleich präsentiert, boten zwar bis auf die Debeka alle Versicherungsunternehmen. Jedoch nur bei elf der 15 Anbieter fanden sich auch Infofelder und genaue Erklärungen zu einzelnen Tarifinhalten und Leistungen. Auch die allgemeinen Versicherungsbedingungen waren nicht immer direkt einsehbar oder standen zum Download bereit.
Sehr gute Transparenz und hohen Komfort präsentierten die ARAG und die AUXILIA im Test.
Kundendienst meist gut
Der telefonische Kundendienst präsentierte sich in einer guten Verfassung: Die Mitarbeiter waren überwiegend gut erreichbar und erfassten das Anliegen der Testkunden meist umgehend. Die Antworten waren zwar größtenteils korrekt und umfassend.
Eklatante Schwächen zeigten sich hingegen im Email-Kundendienst: Insgesamt wurden nur 67% der Emails überhaupt beantwortet. Allrecht reagierte auf keine einzige Email-Anfrage, Roland Rechtsschutz lediglich in einem von zehn Fällen. Doch selbst wenn Reaktionen kamen, waren diese nicht immer zielführend: Des Öfteren wurde lediglich unaufgefordert ein Angebot geschickt, ohne aber auf die eigentliche Frage einzugehen.
Den ersten Platz im telefonischen Kundendienst erzielte Allrecht. Den besten E-Mail-Kundendienst zeigte die DEVK, die sich auch in der Kundendienst-Gesamtwertung als Erstplatzierter behaupten konnte, dicht gefolgt von der ARAG und der AUXILA.
AUXILIA Testsieger im Test der Rechtsschutzversicherungen 2016, ARAG und DEVK auf den Plätzen 2 und 3
Die AUXILIA erfüllte die gesetzten Kriterien insgesamt am besten und wurde Testsieger, gefolgt von der ARAG und der DEVK Versicherung. Die AUXILIA punktete dabei mit guten und sehr guten Ergebnissen über alle Testkategorien hinweg. Die ARAG überzeugte durch den ersten Platz in der Kategorie Transparenz & Komfort, die DEVK durch besten Kundendienst im Test.
Die Detailergebnisse der Studie sind gegen eine Schutzgebühr von 950 EUR zzgl. MwSt. bei der DtGV (info@dtgv.de) erhältlich.
Ergebnisse einzelne Teilkategorien
Die Ergebnisse der einzelnen Testkategorien des Tests finden Sie hier. Es werden jeweils die Top-3 Anbieter in der jeweiligen Testkategorie aufgezeigt.