Test von Rechtsschutzversicherungen: Wer überzeugt in puncto Tarife, Transparenz und Servicequalität?

Test von Rechtsschutzversicherungen: Wer überzeugt in puncto Tarife, Transparenz und Servicequalität?
© Sebastian Duda / Fotolia

Wer seine eigenen Rechte im Streit mit dem Arbeitgeber, dem Nachbarn oder nach einem Verkehrsunfall durchsetzen möchte, muss unter Umständen hohe Kosten in Kauf nehmen. Vor allem, wenn der Streit vor Gericht landet und Rechtsanwälte involviert sind. Einen Schutz vor hohen Rechtskosten bietet der Abschluss einer Rechtsschutzversicherung. Doch welcher der zahlreichen Anbieter am Markt bietet die besten Leistungen zu angemessen Jahresprämien? Wer überzeugt im Test zusätzlich durch Transparenz und einen kompetenten Kundenservice? Die Antwort auf diese Fragen gibt eine aktuelle Studie der Deutschen Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV).

Folgende 16 Anbieter wurden in die Tests eingeschlossen:

  • ADAC
  • Adam Riese
  • ADVOCARD
  • ALLRECHT
  • ARAG
  • Auxilia
  • Badische Versicherungen
  • Concordia
  • D.A.S. Rechtsschutz
  • Debeka
  • DEURAG
  • DEVK
  • DMB Rechtsschutz
  • ROLAND Rechtsschutz
  • VHV
  • wgv

Die Test-Kriterien wurden in drei unterschiedlich gewichtete Hauptbereiche untergliedert:

  1. Tarife & Konditionen: Welche Leistungen beinhalten die vorgeschlagenen Tarife und wie hoch ist der jährliche Beitrag? (50% des Gesamtwertes)
  2. Transparenz & Komfort: Sind die wichtigsten Versicherungs- und Vertragsbedingungen klar ersichtlich? Wie komfortabel ist die Website zu nutzen? (30% des Gesamtwertes)
  3. Kundendienst: Wurden die Testkunden freundlich und zuvorkommend behandelt und umfassend und kompetent beraten? (20% des Gesamtwertes)

In der Welt der Rechtsschutzversicherungen werden einzelne Lebensbereiche als Themenkreise definiert, für die gezielt Versicherungsschutz gekauft werden kann. Es sind im Wesentlichen die fünf Bereiche „Privat“, „Beruf“, „Verkehr“, „Wohnen“ und „Vermietung“. Im Rahmen der Studie wurden die Konditionsbewertungen auf Basis spezifischer Mindestanforderungsprofile für die drei kombinierten Szenarien „Privat & Beruf“, „Privat, Beruf & Verkehr“ sowie „Privat, Beruf, Verkehr, Wohnen und Vermietung“ vorgenommen. Die Grundlage bildeten die bei Check24 aufgeführten Tarifinformationen. Die Versicherer, die dort nicht gelistet waren, brachten auf Anfrage den Tarif ein, der dem jeweiligen Profil am ehesten entsprach.

Die Leistungsanalyse in der Kategorie Transparenz & Komfort fand durch Experten statt. Der Kundendienst wurde mit fünf Anfragen per Telefon auf die Probe gestellt.

Ein Preis-Leistungsvergleich lohnt sich für alle Tarifvarianten

Privat & Beruf

Die Basics im privaten Bereich deckten alle Anbieter ab und boten Rechtsschutz in Belangen des Vertrags-, Verwaltungs-, Sozial, Steuer- oder auch Familien- und Erbrechts. Unterschiede zeigten sich erst an den Rändern des juristischen „Tagesgeschäfts“. So schlossen beispielsweise nur sieben der 16 Anbieter auch außergerichtliche Widerspruchsverfahren im Sozial- und Verwaltungsrecht, im Steuerrecht waren es nur noch sechs. Studienplatzklagen deckten drei der 16 Tarife ab.

Auch in puncto Beruf unterschied sich das Leistungsspektrum der Rechtsschutzversicherer eher beim genauen Hinschauen: Bei Streitigkeiten mit dem Arbeitgeber, im Sozialrecht sowie Disziplinar- und Standesrecht boten alle getesteten Unternehmen einen umfangreichen Versicherungsschutz, Beratungsleistungen zum Aufhebungsvertrag waren hingegen nur bei neun Versicherern eingeschlossen.

Grundsätzlich waren in allen, für dieses Szenario untersuchten Tarifen eine kostenlose Anwaltshotline sowie die freie Rechtsanwaltswahl inbegriffen, genauso wie die außergerichtliche Schlichtung (Mediation). Zudem boten neun Versicherer Tarife mit einer unbegrenzten Deckungssumme, die ARAG, die AUXILIA und die VHV sogar weltweit.

Bei den jährlichen Prämien wurden jeweils zwei unterschiedliche Kundenprofile betrachtet. Die beiden Tarife unterschieden sich im wesentlichen durch die Wahl des Single- (Profil 1) bzw. Familientarifs (Profil 2). Der jährliche Beitrag lag für den Single-Tarif im Mittel bei 197,15 €. Deutlich günstiger bekam man rechtlichen Schutz bei der wgv: Für nur 91,20 € im Jahr konnte man den Basis-Tarif abschließen. Allerdings waren in diesem Tarif auch nur wenige Leistungen enthalten. Die Familie konnte sich durchschnittlich für 230,25 € absichern. Auch für dieses Kundenprofil bot wgv die günstigste Jahresprämie mit 107,30 €. Wem hingegen ausschließlich an einem maximalen Versicherungsschutz gelegen ist, findet die besten Leistungen im privaten und beruflichen Bereich bei der ARAG – dies jedoch auch zu höheren Preisen. Der jährliche Beitrag bei der ARAG lag bei 221,06 € (Profil 1) bzw. 260,06 € (Profil 2).

Das beste Preis-Leistungsverhältnis fanden die Tester für die kombinierten Bereiche „Privat & Beruf“ bei der Concordia. Für nur 157,00 € bzw. 176,00 € im Jahr offerierte die Concordia ein stattliches Leistungspaket.

Privat, Beruf & Verkehr

Bei diesem Tarifszenario wurde zusätzlich zum privaten und beruflichen Bereich der Verkehrsrechtsschutz unter die Lupe genommen. Hier bot sich ein sehr erfreuliches Bild: Alle Tarife überzeugten mit sehr guten Leistungen, sowohl im Vertragsrecht (z.B. beim Kauf oder der Reparatur eines PKW) als auch im Falle von Ordnungswidrigkeiten (z.B. Überfahren einer roten Ampel). Lediglich Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Halt- & Parkverstößen wurden nur von einem Viertel der betrachteten Versicherer übernommen.

Die durchschnittliche Jahresprämie bei bis zu 300 € Selbstbeteiligung lag bei 217,10 € (Single-Tarif) bzw. bei 256,86 € (Familien-Tarif). Besonders günstig war im Single-Tarif wieder der Tarif der wgv (131,10 € pro Jahr), gefolgt von Adam Riese und dem DMB Rechtsschutz mit einem Jahresbeitrag von 159,14 € bzw. 163,80 €. Auch im Familien-Tarif war der Basis-Tarif von wgv am günstigsten mit einem jährlichen Beitrag von 154,40 €, darauf folgten der DMB Rechtsschutz (178,50 €) und die DEURAG (179,88 €).

Das Beste Preis-Leistungsverhältnis bot in diesem Tarifszenario die Auxilia mit einem jährlichen Beitrag von 199,00 € (Single-Tarif) bzw. 219,00 € (Familien-Tarif).

Privat, Beruf, Verkehr, Wohnen & Vermietung

Nahezu alle getesteten Rechtsschutzversicherungen boten den Musterprofilen entsprechende Tarife im Wohn- und Vermietungs-Rechtsschutz an, so dass lediglich der ADAC nicht in die Bewertung einging.

Alle anderen präsentierten zusätzlich zu Privat, Beruf und Verkehr sehr gute Leistungen für Mieter und Vermieter: Im Wohnrechtsschutz schlossen alle 15 betrachteten Anbieter Streitigkeiten mit den Nachbarn oder der Hausverwaltung in ihren Tarifen ein. Auch der Wohnungs- und Grundstücksrechtsschutz war überall abgedeckt. Streitigkeiten rund um den Zweitwohnsitz hingegen waren bei fünf Versicherern nicht mit inbegriffen.

So ähnlich die Leistungen, so unterschiedlich die Kosten: Die Concordia bot für das Single-Profil den günstigsten Tarif – in diesem Szenario auch zugleich das beste Preis-Leistungsverhältnis. Für 246,00 € jährlich erhält der Versicherte ein solides Leistungspaket. Für das Familien-Profil war der DMB Rechtsschutz mit einer Jahresprämie von 279,73 € günstiger als die Concordia (297,00 €), bot aber deutlich weniger Leistungen. Der Tarif der ARAG war mit 580,85 € bzw. 643,16 € zwar der teuerste, offerierte jedoch auch die mit Abstand besten Leistungen in diesem Tarifbereich.

Über alle drei Tarif-Szenarien hinweg belegte die Concordia den ersten Platz in der Kategorie Tarife & Konditionen. Die Auxilia und die ARAG folgten auf den Plätzen zwei und drei.

Sehr deutliche Unterschiede bei Transparenz und Nutzerfreundlichkeit der Website

Auch wenn die Internetauftritte der Rechtsschutzversicherungen im Kern als durchaus übersichtlich und nutzerfreundlich strukturiert bewertet wurden, zeigten sich in puncto Suchkomfort und Verwaltung der eigenen Verträge und Daten bei einigen Anbietern Schwächen. So verfügten die Websites von Adam Riese und DMB Rechtsschutz beispielsweise über keinerlei Suchfunktion und lediglich neun der 16 Anbieter stellten einen Kundenbereich mit Login zur Vertragsverwaltung o. Ä. zur Verfügung.

Einen Tarifrechner, der die verfügbaren Optionen übersichtlich und im direkten Vergleich präsentierte, boten zwar bis auf die Debeka alle Versicherungsunternehmen. Jedoch nur bei sechs der 15 Anbieter mit Beitragsrechner fanden sich auch Infofelder und genaue Erklärungen zu einzelnen Tarifinhalten und Leistungen. Auch die allgemeinen Versicherungsbedingungen waren nicht immer direkt einsehbar oder standen zum Download bereit.

Sehr gute Transparenz und hohen Komfort bei der Websitenutzung präsentierten die Badische Versicherungen und die wgv auf einem geteilten ersten Platz. Knapp dahinter belegte die ARAG mit ebenfalls sehr guten Leistungen in diesem Bereich Platz drei.

Telefonische Erreichbarkeit und Ausführlichkeit der Antworten noch ausbaufähig

Die Kontaktmöglichkeiten bei Fragen zum Rechtsschutz oder Vertragsinhalten ließen bei den Versicherern im Test kaum Wünsche offen. Alle Anbieter offerierten ihren Kunden sowohl eine telefonische Hotline als auch ein Kontaktformular bzw. eine E-Mail-Adresse. Zusätzlich dazu boten jeweils sieben der 16 Rechtsschutzversicherungen einen Rückruf-Service und/oder einen Live-Chat für ihre Kunden an.

Der telefonische Kundendienst präsentierte sich in einer mittelmäßigen Verfassung: Die Mitarbeiter waren teilweise nur nach langen Wartezeiten (knapp eine Minute im Schnitt) zu erreichen, besonders bei den Badischen Versicherungen und der wgv hatte man auch oft gar kein Glück. Kam der Kontakt jedoch zustande, waren die Mitarbeiter freundlich und die Antworten größtenteils korrekt. Allerdings haperte es häufig an der Ausführlichkeit der Antworten und die Tester erhielten in knapp 60% der Fälle nur eine kurze und knappe Antwort auf die gestellte Frage.

Den ersten Platz im Kundendienst erzielte die ADVOCARD, gefolgt von Adam Riese und der ARAG auf Platz zwei und drei.

ARAG Testsieger der Gesamtstudie, DEVK und Auxilia auf den Plätzen 2 und 3

Die ARAG erfüllte die gesetzten Kriterien insgesamt am besten und wurde Testsieger, gefolgt von der DEVK und der Auxilia. Die ARAG punktete mit herausragenden Bewertungen in allen Kategorien. Die DEVK zeigte sehr gute Ergebnisse in Bezug auf die Transparenz und den Komfort der Website sowie beim telefonischen Kundendienst. Die Auxilia überzeugte mit dem besten Tarif im Bereich „Privat, Beruf & Verkehr“.

Ergebnisse einzelne Teilkategorien

Die Ergebnisse der einzelnen Testkategorien des Tests finden Sie hier. Es werden jeweils die Top-5 Anbieter in der jeweiligen Testkategorie aufgezeigt.

Tarife & Konditionen

  Anbieter Score Info
1 Concordia 83% 2,1 | Gut
2 AUXILIA 81% 2,3 | Gut
3 ARAG 81% 2,3 | Gut
4 Allrecht 80% 2,3 | Gut
5 WGV 80% 2,4 | Gut

Transparenz & Komfort

  Anbieter Score Info
1 Badische Versicherungen 99% 1,1 | Sehr gut - 1. Platz
2 WGV 99% 1,1 | Sehr gut - 1. Platz
3 ARAG 97% 1,2 | Sehr gut
4 AUXILIA 96% 1,3 | Sehr gut
5 Roland Rechtsschutz 96% 1,3 | Sehr gut

Kundendienst

  Anbieter Score Info
1 Advocard Rechtsschutz 95% 1,3 | Sehr gut
2 Adam Riese 93% 1,5 | Sehr gut
3 ARAG 92% 1,5 | Gut
4 VHV 92% 1,5 | Gut
5 D.A.S. Rechtsschutz 92% 1,6 | Gut