Emissions-Monitor 2023: Banken

Emissions-Monitor 2023: Banken
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Der Corporate Carbon Footprint, also der CO2-Fußabdruck von Unternehmen, steht im Mittelpunkt der Studienreihe „Emissions-Monitor“, den die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) in diesem Jahr gestartet hat. Nach den Auftakt-Studien „Versicherungen“ und „TK-Netzbetreiber“ liegen nun die Ergebnisse der Branchen-Analyse „Banken“ vor.

Zur Erinnerung: Der Emissions-Monitor untersucht die direkt von einem Unternehmen verursachten Treibhausgase, wobei die Menge in Relation sowohl zur Unternehmensgröße, als auch zum Branchen-Benchmark gesetzt wird sowie im Zeitverlauf erzielte Reduktionen erfasst und bewertet werden. Als Datengrundlage für den Emissions-Monitor dienen die offiziellen Nachhaltigkeitsberichte (CSR- / ESG-Reporting) der Unternehmen. Die Qualität der Berichterstattung zu diesem Komplex stellt den dritten Aspekt dar. Detailliertere Erläuterungen zur Methodik finden sich weiter unten im Text.

Für die Branchenstudie „Banken“ wurden über 1.000 Finanzinstitute betrachtet. Der Befund in puncto Nachhaltigkeitsberichterstattung war auch in dieser Branche eher ernüchternd: Lediglich 85 Unternehmen dieses Sektors berichteten in einer Art und Weise, die die Aufnahme in die Studie ermöglichte. Dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung mehr mit Willen und Fokus und weniger mit der Größe des Unternehmens zu tun hat, stellten diverse Kreis- und Stadtsparkassen unter Beweis, die sich mit entsprechenden Publikationen für die Untersuchung qualifizierten.

UmweltBank führend – gefolgt von Sparkasse Bremen und Rheingauer Volksbank

Mit dem höchsten Gesamt-Score belegte die UmweltBank AG den ersten Platz der Untersuchung. Der Vorreiter im Bereich ethischer und ökologischer Bankdienstleistungen setzt schon seit längerem aktiv Maßnahmen zur Reduzierung ihrer eigenen Treibhausgasemissionen um. Dazu gehören die Nutzung erneuerbarer Energien, wie Solar- und Windenergie, in den eigenen Geschäftsstellen, die Förderung energieeffizienter Gebäude und die Implementierung von Energiemanagementsystemen. Zudem werden umweltfreundliche Mobilitätslösungen gefördert, wie z.B. Elektrofahrzeuge für den Firmenfuhrpark. Außerdem im Fokus der UmweltBank: ressourcenschonende Büroausstattung und digitale Prozesse, um Papierverbrauch und Abfall zu minimieren.

Den zweiten Platz in der Gesamtwertung sicherte sich die Sparkasse Bremen AG, die u.a. mit der Installation von Solarpanels auf den Dächern ihrer Gebäude oder den Bezug von Ökostrom aus erneuerbaren Quellen ihre Abhängigkeit von nicht nachhaltigen Energiequellen reduziert und dadurch ihre eigenen Treibhausgasemissionen minimiert hat.

Platz drei ging an die Rheingauer Volksbank, die ebenfalls Wert auf die Umstellung ihrer Geschäftsstellen auf erneuerbare Energien, die Förderung energieeffizienter Gebäude und die Implementierung von Energiemanagementsystemen legt. Und auch für die Rheingauer Volksbank haben sich Themen wie umweltfreundliche Mobilität und digitale Prozesse zur Minimierung des Ressourcenverbrauchs bereits etabliert.

Alle weiteren Banken, die einen überdurchschnittlichen Gesamt-Scorewert aufweisen und mit dem Prädikat „Top in Class“ ausgezeichnet wurden, sind in der Tabelle am Ende des Textes aufgeführt.

Methodik

Das Untersuchungsmodell des Emissions-Monitors basiert auf drei Säulen, die weiter unten noch genauer erläutert werden:

  1. Carbon Intensity Score
  2. Compound Annual Reduction Rate (CARR-Wert)
  3. Transparenz & Qualität der Berichterstattung

Primäre Datenbasis sind die in den offiziellen Nachhaltigkeitsberichten veröffentlichten „Scope“ Emissionswerte. Treibhausgase, die durch die Unternehmen innerhalb eines (Geschäfts-) Jahres entstehen, werden hier den entsprechenden Geltungsbereichen (Scope 1-3) zugeteilt und als Zahlenwerte in Tonnen CO2-Äquivalent (CO2e) wiedergegeben. Einbezogen wird jeweils der jüngste vorliegende Nachhaltigkeitsbericht (z.Z. i.d.R. 2021) – sowie standardmäßig der Nachhaltigkeitsbericht von 2017 (falls noch nicht vorhanden: 2018 oder 2019).

Begriffsklärung: Scope-Werte

Zur Erläuterung: Scope 1-Werte umfassen alle Emissionen, die ein Unternehmen bzw. eine Organisation direkt verursacht. Bei Banken beispielsweise zählen dazu Emissionen, die im Betrieb der Filialen entstehen (z.B. Energieverbrauch für Beleuchtung, Heizung, Klimatisierung und den Betrieb von Geräten wie Computern, Druckern und Geldautomaten in den Filialen) sowie die, falls vorhanden, eigene Fahrzeugflotte und sonstige Bereiche des Geschäftsbetriebs, wie z.B. Notstrom-Aggregate oder auch Kältemittelverluste bei der Kühlung bestimmter Bereiche oder IT-Systeme.

Scope 2-Werte beziehen sich auf indirekt erzeugte Emissionen, die durch die Nutzung von eingekauftem Strom, Dampf, Wärme oder Kälte entstehen. Für die Klimabilanz eines Unternehmens ist entscheidend, wie „grün“ diese zugekaufte Energie produziert wird. Unterschieden wird zwischen einer „ortsbasierten“ Berechnungsmethode, bei der der Durchschnittswert des örtlichen Stromnetzes entscheidend ist, in dem sich das Unternehmen physisch befindet – und einer „marktbasierten“ Messmethode (market-based), bei der ausschlaggebend ist, was gezielt über das Stromnetz gekauft wurde.

Der Emissions-Monitor nimmt ausschließlich Unternehmen auf, für die marktbasierte Daten vorliegen. Dies aus Gründen der Vergleichbarkeit – aber auch, da die marktbasierten Daten die Emissionen aufzeigen, für die das Unternehmen durch seine Kaufentscheidungen bzw. Tarif-Wahl verantwortlich ist.

Unter Scope 3-Emissionen schließlich versteht man klimaschädliche Gase, die in der vor- und nachgelagerten Lieferkette bzw. entlang der Wertschöpfungskette eines Unternehmens indirekt freigesetzt werden, bzw. die nicht im Kontrollbereich des bilanzierenden Unternehmens liegen und die von diesem auch nur schwer beeinflusst werden können.

Scope 3-Emissionen sind nur schwer zu erfassen – noch fehlt es in Teilen an genauen Inhaltsbereichen sowie einheitlichen Berechnungsmethodiken – und gelten daher häufig als ungenau und fehleranfällig. Somit stützt sich der Emissions-Monitor ausschließlich auf die Scope 1 und 2-Daten.

Bewertung

Die Ergebnisse der Säule 1 – „Carbon Intensity Score“ (Scope/Umsatz Score) – fließen mit einem Gewicht von 50% in das Gesamtergebnis ein. Hier werden die Scope 1- und Scope 2- Emissionen des aktuellsten Jahres addiert und durch eine Messgröße, die Aufschluss über den Unternehmenserfolg bzw. das Geschäftsvolumen gibt, geteilt (z. B. TK-Unternehmen: Umsatz (in Mio. €), Versicherer: Gebuchte Bruttobeiträge (in Mio. €), Banken: Bilanzsummen (in Mio. €/ Mrd. €), Fluglinien: Passagierkilometer, etc.).

Ein Carbon Intensity Score von 7,3 bedeutet beispielsweise, dass 7,3 Tonnen CO2e (Scope 1 + 2) Emissionen pro 1 Million Euro Umsatz vom Unternehmen ausgestoßen wurden.

Mit einem Gewicht von 30% Gewicht geht die Säule 2, die „Compound Annual Reduction Rate“, in das Gesamtergebnis ein. Für den sogenannten CARR-Wert wird der aktuellste Carbon Intensity Score mit dem von 2017 (bis 2019, wenn nicht früher verfügbar) verglichen und ein Prozentsatz über die durchschnittliche jährliche Entwicklung gebildet. Beispiel: Ein CARR-Wert von 13,5% bedeutet, dass sich die Carbon Intensity seit 2017 jährlich um durchschnittlich 13,5% reduziert hat.

20% Gewicht am Gesamtergebnis hat die dritte Säule des Untersuchungsmodell „Transparenz & Qualität der Berichterstattung“.  Anhand von elf Einzelkriterien werden Aspekte, wie u.a. die Art und Einfachheit der Berichterstattung, Umfang und Transparenz der Emissionsbilanzierung bzw. Detailwert-Nennungen, Berichts- und Messnorm-Anlehnung sowie das Vorliegen externer Prüfungen analysiert.

Bewertet wurde innerhalb der Säulen 1 und 2 mit dem Ansatz der relativen Bewertungslogik – d.h. der jeweils beste Wert wurde auf 100% gesetzt und alle anderen Werte von diesem abgeleitet. Um bei Säule 1 einen Wertungsbereich von 0-100% erstellen zu können, wurde als relativer Minimalwert ein in der Datenwissenschaft anerkannter Grenzwert genutzt, der aus einer Rechnung des Interquartilsabstands hervorgeht (Quartil 3 + 3 x IQA).

Säule 3 folgt einer Punktelogik: Die tatsächlich erreichte Punktzahl wird in Relation zur theoretisch erreichbaren Maximal-Punktzahl (= 100%) gesetzt.

Für alle drei Säulen wurden die individuellen Prozentwerte dann zur späteren Veranschaulichung in einen Score-Wert transformiert, der sich von 0-50 Punkte erstreckt (100% = 50 Pkt., 0% = 0 Pkt.). Die je Unternehmen drei Einzelwerte wurden final mit der jeweiligen Gewichtung zu einem Gesamtwert kombiniert.

Einen Überblick über die Ergebnisse aller untersuchten Banken in der Gesamtwertung und den Teilkategorien finden Sie hier.

Ausgezeichnete Unternehmen - Banken

Platzierung Unternehmen Gesamtscore Auszeichnung
1 UmweltBank AG 50,00 Best in Class
2 Sparkasse Bremen AG 42,91 Top 3 in Class
3 Rheingauer Volksbank eG 40,80 Top 3 in Class
4 Taunus Sparkasse 39,07 Top in Class
5 Investitionsbank Berlin 38,52 Top in Class
6 Stadtsparkasse Düsseldorf 37,64 Top in Class
7 IB.SH 37,37 Top in Class
8 VR Bank Südliche Weinstraße-Wasgau 37,23 Top in Class
9 Berlin Hyp AG 36,88 Top in Class
10 DKB AG 36,86 Top in Class
11 Sparda-Bank Baden-Württemberg 36,37 Top in Class
12 Stadtsparkasse München 35,89 Top in Class
13 Edekabank AG 35,78 Top in Class
14 Sparkasse Allgäu 35,70 Top in Class
15 Aareal Bank AG 35,64 Top in Class
16 IFB Hamburg 35,62 Top in Class
17 BayernLB 35,59 Top in Class
18 Sparkasse Dortmund 35,34 Top in Class
19 BBBank 34,64 Top in Class
20 Deutsche Bank AG 34,43 Top in Class
21 Bank für Kirche und Diakonie eG – KD-Bank 34,39 Top in Class
22 HypoVereinsbank 34,27 Top in Class
23 DZ Bank AG 34,06 Top in Class
24 DekaBank 33,51 Top in Class
25 LBBW 33,28 Top in Class
26 GLS Bank 33,02 Top in Class
27 Kreissparkasse Köln 32,96 Top in Class
28 Hamburg Commercial Bank 32,70 Top in Class
29 Kreissparkasse Biberach 32,65 Top in Class
30 Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg 32,62 Top in Class
31 Stadtsparkasse Wuppertal 32,48 Top in Class
32 apoBank 32,31 Top in Class
33 Sparkasse Nürnberg 32,28 Top in Class
34 L-Bank 32,12 Top in Class
35 Hamburger Sparkasse 31,89 Top in Class
36 KfW Förderbank 31,87 Top in Class
37 Commerzbank AG 31,74 Top in Class
38 Sparda-Bank München 31,61 Top in Class
39 Sparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach 31,60 Top in Class
40 Kreissparkasse Heinsberg 31,49 Top in Class
41 NRW.Bank 31,35 Top in Class
42 Nord/LB 31,21 Top in Class