Robo-Advisor 2023: Automatisierte Geldanlage auf dem Prüfstand

Robo-Advisor 2023: Automatisierte Geldanlage auf dem Prüfstand
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Wer möglichst schnell, unkompliziert und ohne größeres Vorwissen Geld anlegen und Vermögen aufbauen möchte, trifft immer häufiger auf die sogenannten Robo-Advisor. Dabei handelt es sich um digitale Vermögensverwalter, die anhand von Algorithmen automatische Anlageempfehlungen geben und langfristig das Investment Portfolio überwachen sowie korrigierend eingreifen, um die gewählte Anlagestrategie beizubehalten. Bei welchem Robo-Advisor aktuell die beste Mischung aus Angebot, Konditionen und Transparenz zu finden ist, hat die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) nun in einer Studie genauer untersucht.

Die folgenden zehn Robo-Advisor wurden in die Tests eingeschlossen:

  • cominvest
  • Evergreen
  • Fidelity
  • GLS-OnlineInvest
  • Growney
  • Liqid
  • Oskar
  • Quirion
  • Robin
  • scalable CAPITAL

Das Testurteil setzt sich aus den Leistungen der Robo-Advisor in den folgenden vier Haupttestkategorien zusammen, die mit unterschiedlicher Gewichtung in die Gesamtwertung eingingen:

  1. Konditionen: Welche Gebühren & Kosten fallen für die Geldanlage über den Robo-Advisor an? Welche Mindest- & Maximalbeträge gibt es für Einmalanlagen oder Sparraten von Sparplänen? (40% des Gesamtwertes)
  2. Angebotsbreite: Aus welchen Anlageklassen und Produkten werden die Portfolios zusammengestellt? Wie viele und welche Anlagemöglichkeiten und -strategien werden angeboten? (20% des Gesamtwertes)
  3. Transparenz: Sind die wichtigsten Kosten und Bedingungen klar ersichtlich? Welche Angaben müssen für die Ermittlung des Anlagevorschlags gemacht werden? Welche Informationen enthält der Anlagevorschlag? (30% des Gesamtwertes)
  4. Telefon-Kundendienst: Wurden die Testkund:innen freundlich und zuvorkommend behandelt und kompetent beraten? (10% des Gesamtwertes)

Die Leistungen in den Kategorien Konditionen, Angebotsbreite sowie Transparenz wurden durch Expert:innen analysiert. Mit fünf unterschiedlichen Anfragen wurde der telefonische Kundendienst geprüft.

Robo-Advisor Evergreen mit den besten Konditionen

Bei der Analyse der Konditionen zeigte sich, dass nahezu alle Robo-Advisor im Test nur eine Servicegebühr erhoben, die alle anfallenden Kosten bei der Vermögensverwaltung abdeckte. Es fielen also keine separaten Kosten für die Depotführung an und kein Anbieter erhob eine Performancegebühr, mit der der Robo-Advisor am Gewinn des Anlegers beteiligt worden wäre. Bei der Servicegebühr handelte es sich in allen Fällen um einen Prozentsatz. Sprich die Höhe der Kosten variierte je nach Höhe der Anlagesumme. Die jährlichen Kosten für eine Anlagesumme von 10.000 € lagen zwischen 0,00 € (Evergreen) und 100 € (GLS-OnlineInvest). Evergreen war der einzige digitale Vermögensverwalter, der keine Servicegebühr erhob. Allerdings bedeutet dies nicht, dass die Geldanlage bei Evergreen komplett kostenfrei war. Bei jeder Anlage fallen Kosten für die Produkte an, aus denen das Investment Portfolio besteht. Diese Kosten werden in der Regel direkt vom Anbieter des Produkts und nicht vom Robo-Advisor selbst abgerechnet. Laut den Angaben der Robo-Advisor lagen die durchschnittlichen Produktkosten bei 0,14% bis 0,92% pro Jahr. Ausnahme hierbei war Evergreen, deren Portfoliozusammenstellung jeweils aus von Evergreen selbst gemanagten Fonds bestand. Das bedeutet, dass Evergreen selbst der Anbieter der Fonds war und dementsprechend die Produktkosten in Höhe von 0,59% selbst abrechnete.

Neben den Gebühren und Kosten für die automatisierte Geldanlage wurden in der Kategorie Konditionen auch die Mindest- und Maximalbeträge für die Einmalanlage und die Sparraten von Sparplänen betrachtet. Kein bzw. nur ein sehr geringer Mindestbetrag für die Einmalanlage fiel bei Evergreen (ab 1 €) und bei Quirion (ab 5 €) an. Vier weitere Robo-Advisor ermöglichten eine Anlage ab 500 €. Den höchsten Mindestbetrag für eine Einmalanlage forderte Liqid. Hier war eine Anlagesumme in Höhe von 100.000 € erforderlich. Unterschiede in den Konditionen zeigten sich ebenfalls bei der Einrichtung von Sparplänen: Die Mindestbeträge für monatliche Sparraten lag zwischen 1 € (Evergreen & Robin) und 100 € (cominvest). Bei fünf Anbietern im Test war die Anlage in Form eines Sparplans ohne vorherige Einmalanlage möglich. Bei drei weiteren digitalen Vermögensverwaltern lag die Mindest-Einmalanlage zwischen 1 € und 3.000 €, um einen Sparplan einrichten zu können. Liqid ermöglichte gar keine Geldanlage in Form eines monatlichen Sparplans.

In Summe über all diese Kriterien konnte schließlich Evergreen mit den günstigsten Konditionen überzeugen, gefolgt von Quirion und Growney auf den Plätzen zwei und drei.

Teils deutliche Unterschiede bei der Angebotsbreite der Robo-Advisor

In der Kategorie Angebotsbreite wurde v.a. bewertet, aus welchen Anlageklassen und Produkten die Portfolios zusammengestellt und wie viele und welche Anlagemöglichkeiten angeboten wurden. Bei allen Anbietern konnte aus mindestens vier verschiedenen Anlagestrategien gewählt werden. scalable CAPITAL bot sogar die Wahl aus mehr als 50 Anlagestrategien.

Bei allen Robo-Advisorn wurden die Portfolios aus Produkten der Anlageklassen Aktien und Anleihen zusammengestellt. Bei sieben bzw. sechs der Anbieter waren zusätzlich Produkte aus den Anlageklassen Rohstoffe bzw. Geldmarkt & Liquidität enthalten. Die Geldanlage in Immobilien ermöglichten nur drei digitale Vermögensverwalter. Der häufigste Produkttyp waren ETFs, die bei sieben Anbietern in den vorgeschlagenen Portfolios zu finden waren. 4 Robo-Advisor nahmen zudem ETCs in ihre Portfolios auf. Fonds hingegen waren nur bei drei Anbietern in den Portfolios enthalten.

Mit einem besonders breiten Angebot konnte im Test scalable CAPITAL punkten. Den zweiten und dritten Platz belegten cominvest und Robin.

Transparenz teilweise noch ausbaufähig

Hinsichtlich der Transparenz fiel positiv auf, dass die Servicegebühren bei allen Robo-Advisorn einfach und schnell auffindbar waren. Das detaillierte Preis-Leistungsverzeichnis war dann nicht immer so leicht auffindbar und war häufig erst nach mehreren Klicks oder längerem Suchen zu finden.

Bei der Ermittlung des Anlagevorschlags wurden die wichtigsten Punkte wie Anlageart, Anlagesumme, Anlagedauer und welche Erfahrungen und Kenntnisse mit Geldanlagen bestehen bei fast allen Anbietern abgefragt. Auch die Risikoneigung wurde in nahezu allen Fällen mittels mehrerer Fragen ermittelt. Der Anlagevorschlag selbst enthielt dann immer eine genaue Aufschlüsselung des Portfolioaufbaus und bei neun der zehn Robo-Advisor eine mögliche Wertentwicklung in realistischen Bandbreiten. Deutlich seltener zu finden waren die historisch abgeleiteten maximalen Verluste (5 Anbieter) oder die historisch abgeleiteten maximalen Gewinne (1 Anbieter). Nur bei vier digitalen Vermögensverwaltern fand sich zudem eine Darstellung zur historischen Entwicklung des Portfolios, bei scalable CAPITAL gab es eine solche Darstellung nur bei einzelnen Anlagestrategien.

Mit der höchsten Transparenz im Test konnte Growney überzeugen. Auf dem zweiten und dritten Platz landeten Quirion und Robin.

Erreichbarkeit und Kompetenz des telefonischen Kundendienstes birgt zum Teil Verbesserungspotenzial

Gerade bei Robo-Advisorn, bei denen die Geldanlage meist selbstständig erfolgt und Beratungsgespräche in der Regel nicht vorgesehen sind, spielt der telefonische Kundendienst eine wichtige Rolle. Der Kundendienst wurde mit je fünf Anfragen per Telefon auf die Probe gestellt. Teilweise zeigte sich ein Verbesserungspotential hinsichtlich der Erreichbarkeit des telefonischen Kundendienstes: nur in knapp drei Viertel der Fälle konnte bereits beim ersten Anrufversuch eine Ansprechperson erreicht werden, in knapp 15% der Fälle blieb dann auch der zweite Versuch erfolglos. War diese Hürde erst einmal genommen, konnte der telefonische Kundendienst in vielen Fällen überzeugen: Die Mitarbeiter:innen waren immer freundlich und konnten die gestellten Fragen in nahezu allen Fälle eindeutig beantworten. Jedoch fielen die Antworten in knapp 40% der Fälle recht kurz aus und hätten ein wenig ausführlicher erläutert werden können. In seltenen Fällen war die erhaltene Antwort sogar nicht korrekt.

Den Sieg in der Teilkategorie Telefon-Kundendienst konnte sich Growney sichern. Evergreen belegte Platz zwei und Robin landete auf dem dritten Platz.

Quirion Testsieger der Gesamtstudie, gefolgt von Growney und Evergreen

Quirion erfüllte die gesetzten Kriterien insgesamt am besten und wurde Testsieger, gefolgt von Growney und Evergreen. Quirion konnte mit einem ausgewogenen Gesamtpaket aus TOP-Platzierungen in den Bereichen Konditionen und Transparenz sowie überdurchschnittlichen Ergebnissen in den anderen Kategorien überzeugen. Growney punktete auf Platz zwei mit den besten Leistungen in den Bereichen Transparenz und Telefon-Kundendienst. Robin auf dem dritten Platz erzielte in den Kategorien Angebotsbreite, Transparenz und Telefon-Kundendienst jeweils eine TOP-Platzierung.

Ergebnisse einzelne Teilkategorien

Die Ergebnisse der einzelnen Testkategorien des Tests finden Sie hier. Es werden jeweils die Top-3 Anbieter in der jeweiligen Testkategorie aufgezeigt.

Konditionen

  Anbieter Score Info
1 Evergreen 89% 1,8 | Gut
2 Quirion 80% 2,3 | Gut
3 Growney 71% 2,9 | Befriedigend

Angebotsbreite

  Anbieter Score Info
1 scalable CAPITAL 95% 1,3 | Sehr gut
2 cominvest 87% 1,9 | Gut
3 Robin 84% 2,1 | Gut

Transparenz

  Anbieter Score Info
1 Growney 87% 1,9 | Gut
2 Quirion 86% 1,9 | Gut
3 Robin 79% 2,4 | Gut

Telefon-Kundendienst

  Anbieter Score Info
1 Growney 96% 1,3 | Sehr gut
2 Evergreen 94% 1,4 | Sehr gut
3 Robin 93% 1,5 | Sehr gut