Produkt-Test: Astscheren

Produkt-Test: Astscheren
© Tombaky / Fotolia

Kaum ein Arbeitsgerät kommt im heimischen Garten so regelmäßig zum Einsatz wie die Astschere. Dementsprechend groß ist das Angebot im Handel. Unterschiede zwischen den Marken lassen sich auf den ersten Blick meist nicht erkennen – doch im Einsatz zeigt sich sehr schnell, dass Astschere nicht gleich Astschere ist. Stärken und Schwächen von insgesamt zwölf Astscheren-Modellen hat die DtGV – Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien jetzt gemeinsam mit der Gesellschaft für Werkstoffprüfung (GWP) untersucht.

Getestet wurden sechs Bypass-Astscheren, bei denen die Klingen aneinander vorbeigleiten und sechs Amboss-Scheren, bei denen eine schneidende Klinge auf eine glatte Metalloberfläche, den sogenannten Amboss, trifft. Die Produkte bewegten sich zum Testzeitpunkt in einer Preisrange von ca. 20 Euro bis 80 Euro.

Folgende Amboss-Astscheren wurden getestet:

  • Fiskars PowerGearX Amboss-Getriebeastschere LX99-L
  • for_q Astschere Amboss (Hornbach-Eigenmarke)
  • Gardena Comfort Astschere 760 A
  • Gardol Premium Getriebe-Astschere (Bauhaus-Eigenmarke)
  • STIHL Astschere PB 25
  • Wolf-Garten Amboss Astschere »Premium Plus« POWER CUT*** RS 900 T

Aus dem Segment der Bypass-Astscheren wurden folgende Produkte untersucht:

  • Astschere for_q Bypass (Hornbach-Eigenmarke)
  • Berger Astschere 4204 Klassik-Linie geschmiedet
  • Gardena Premium Astschere 700 B
  • Gardol Classic Astschere (Bauhaus-Eigenmarke)
  • Siena Garden Premium Bypass Astschere aus Aluminium
  • Wolf-Garten POWER CUT*** RR 900 T ‘PREMIUM PLUS’

Alle Astscheren wurden käuflich online erworben und im März 2018 getestet. Untersucht wurden die Geräte in drei Testkategorien, die mit unterschiedlicher Gewichtung in das Gesamtergebnis eingingen:

  1. Schneidleistung: Wie leistungsstark sind die Astscheren im Neuzustand und bei Dauerbelastung? Welches Schnittbild zeigt sich? (50% des Gesamtwertes)
  2. Handhabung: Wie bewerten Anwender die Leichtgängigkeit, das Gewicht, die Griffigkeit und die Auffindbarkeit? Sind die Gebrauchshinweise aussagekräftig? (25% des Gesamtwertes)
  3. Haltbarkeit: Weisen die Scheren Beschädigungen nach erhöhter Beanspruchung auf? Welche Auswirkungen hat der Langzeittest auf die Geräte? Überstehen die Scheren einen Fall aus 1 m Höhe auf einen Beton-Untergrund unbeschadet? (25% des Gesamtwertes)

Bereits bei der Schneidleistung im Neuzustand zeigten sich extreme Unterschiede zwischen den untersuchten Modellen. Zu durchtrennen galt es ein Buchenrundholz mit 25 mm Durchmesser. Hierfür wurden die Astscheren in eine Zug-/Druckmaschine eingespannt, so dass beim Schneidvorgang der Weg-Kraft-Verlauf sowie die notwendige Maximalkraft gemessen werden konnten. Das Ergebnis überraschte die Tester: Während bei der Bypass-Schere von Wolf-Garten lediglich ein Kraftaufwand von 200 Newton (N) für den Schnitt nötig waren, standen beim Modell von Siena Garden bereits 473 N auf dem Zähler. Doch damit nicht genug: Mehr als das Dreifache an Anstrengungen erforderte gar die Bypass-Schere von Gardena, bei der das Hartholz erst mit einem Kraftaufwand von 637 N in zwei Hälften geschnitten werden konnte.

Gardol Getriebe-Astschere: Stielbruch im Stresstest

Auch bei der Bewertung des Langzeit-Schneidverhaltens bildete die Gardena Premium Astschere 700 B das Schlusslicht. Zwar hatte die simulierte Dauerbelastung – 100 Probeschnitte an einem 25 mm Buchholz und 300 Probeschnitte an einem Fichtenkantholz – einen gewissen positiven „Einlaufeffekt“, so dass bei der Vergleichsmessung statt 637 „nur noch“ 565 N Kraftaufwand für das Buchenrundholz nötig waren, doch das war immer noch mehr als bei jeder anderen Astschere. Aber immerhin hielt sie durch, was man von der Gardol Premium Getriebe-Astschere leider nicht behaupten kann: Bei ihr brach der Stiel unterhalb der Schneidvorrichtung im Verlauf des Langzeittests durch.

Die Bypass-Schere von Wolf-Garten konnte ihre Spitzenstellung im Schneidverhalten auch nach Absolvierung des Stresstests behaupten. Mit einem Wert von 236 N zeigte sie nur leichte Abstumpfungserscheinungen. Andere Scheren hingegen verloren nach der Dauerbeanspruchung deutlicher an Schneidkraft: Die Astschere for_q Bypass beispielsweise, die im Neuzustand mit 204 N noch einen exzellenten Wert aufwies, kam nach dem Schnitt-Marathon nur noch auf 403 N. Die Schere von Stihl – in Neuzustand bei 350 N – verlangte bereits knapp über 500 N.

Schneidleistung der Wolf-Garten-Modelle überzeugt

An frischen Ästen mit Rinde sowie an trockenen Buchenholzstäben wurde das Schnittbild der Scheren getestet. Quetschungen, Rindenbeschädigungen oder Kantenausbrüche führten zu Abzügen, glatte, ebene Schnitte wurden positiv bewertet. Von allen Amboss-Scheren lieferte die Gardena Comfort Astschere 760 A das beste Schnittbild; mit der gleichen Gesamtpunktzahl überzeugte die Schere von Wolf-Garten bei den Bypass-Modellen.

Über alle Teilkriterien hinweg stellte die Wolf-Garten POWER CUT*** RR 900 T ‘PREMIUM PLUS’ das beste Schneidverhalten unter Beweis – sowohl in der Teilgruppe der Bypass-Scheren als auch in der Gesamtwertung. Unter den Amboss-Scheren konnte sich das Schwester-Modell von Wolf-Garten – die »Premium Plus« POWER CUT*** RS 900 T den ersten Platz in dieser am stärksten gewichteten Teilkategorie sichern. Ebenfalls überzeugend: Die Bypass-Astschere for_q von Hornbach, die den zweiten Platz in der Kategorie Schneidleistung erzielte.

Beste Handhabung: Siena Garden Premium Bypass Astschere

Drei weibliche und drei männliche Probanden testeten die Handhabung der Scheren im praktischen Einsatz anhand der vier Kriterien Leichtgängigkeit, Griffigkeit, Gewicht und Auffindbarkeit. Abschließend beurteilten sie den Nutzwert und die Darstellungsform der Gebrauchshinweise. Besonders zu gefallen wusste in dieser Kategorie die Bypass-Schere von Siena Garden: In puncto Leichtgängigkeit und auch Gewicht erhielt die Aluminium-Schere Bestnoten, bei der Griffigkeit immerhin noch die Schulnote 2,8. Nur die Farbgestaltung könnte noch etwas kontrastreicher, um sich besser vom Untergrund des typischen Einsatzgebietes abzusetzen.

Vorbildlich hingegen auch die Gebrauchshinweise der Siena: Vor allem an den Angaben zur maximalen Holzdicke sowie an den Pflegehinweisen gab es bei dieser Schere nichts auszusetzen. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, zeigte die Schere von Stihl: Hier suchten die Tester sowohl Pflege- als auch Sicherheitshinweise vergebens. Dafür sprachen die Anwender dieser Marken-Schere die beste Griffigkeit zu – und auch bei der Leichtgängigkeit zählte sie zum Spitzentrio.

Ebenfalls überzeugen konnte die Bypass-Schere von Berger in dieser Kategorie. Sie wurde als relativ leicht wahrgenommen, lag gut in der Hand und ließ sich angenehm handhaben. Die Gebrauchshinweise fielen den Testern jedoch etwas zu puristisch aus. Auffällig: Die Bypass-Astschere von Wolf-Garten, deren Schneidleistung bei dickeren Ästen Höchstwerte erzielte, ist für Nutzer, die primär mit dünnen Zweigen zu tun haben, nicht unbedingt die beste Wahl – denn sie erwies sich im „Leerlauf“, also beim reinen Öffnen und Schließen ohne Schnittgut, als ganz und gar nicht leichtgängig.

Dauerbelastung hinterlässt bei der Hälfte aller Scheren Spuren an den Klingen

Vielleicht nicht ein Leben lang, aber doch zumindest ein paar Jahre möchte der Gartenfreund schon Freude an seiner Astschere haben. Um zu beurteilen, wie Abnutzungserscheinungen der Leistungskraft der Scheren zusetzen, hatten diese ein Schnitt-Pensum von insgesamt 400 Schnitten an unterschiedlichen Holzarten zu absolvieren, um dann anschließend einer Extrembelastung in Form eines 40 mm dicken Hartholzes ausgesetzt zu werden. Dieses zu durchtrennen schafften gerade einmal drei Modelle, allesamt Amboss-Scheren: Die Wolf-Garten, die Fiskars und die Gardena.

Wichtiger jedoch bei dieser Versuchsanordnung: Wie überstehen Klingen, Getriebe und Stiele den Schnitt-Marathon? Bis auf den bereits erwähnten Stiel-Bruch bei der Gardol Premium Getriebe-Astschere verlor zumindest keine andere Schere vollständig die Funktionsfähigkeit. Jedoch hinterließ die Belastungs-Tortur bei der Hälfte der getesteten Scheren Spuren an den Klingen bzw. an der präzisen Klingenführung. Die Stihl und die Berger-Astschere wiesen einen leichten Versatz, die Amboss-Astscheren von Wolf-Garten und Hornbach (for_q) sowie die Bypass-Schere von Wolfgarten gar einen deutlichen Versatz auf, so dass die Bypass-Klingen nicht mehr eng aneinander vorbeiglitten bzw. sauber auf den Amboss trafen.

Kein Anlass zur Sorge besteht, sollte die Schere in einem unachtsamen Augenblick aus der Hand rutschen oder vom Tisch fallen. Alle nach dem Langzeit-Test noch funktionstüchtigen Scheren erwiesen sich als robuste Konstruktionen und überstanden drei Stürze aus einer Fallhöhe von 1 m auf Beton in einem Stück.

Testsieger: Bypass-Astschere for_q von Hornbach

Über alle Kategorien hinweg belegte die Astschere for_q von Hornbach nicht nur den ersten Platz in der Teilgruppe Bypass-Astscheren, sondern ging mit der zweitbesten Schneidleistung und überdurchschnittlich guten Ergebnissen in den Kategorien Handhabung und Haltbarkeit auch als Testsieger aus der Gesamtwertung hervor. Als beste Amboss-Schere (Platz 2 in der Gesamtwertung) erwies sich die Fiskars PowerGearX Amboss-Getriebeastschere LX99-L. Ihr Getriebe reduziert die notwendige Schneidkraft deutlich, so dass sie auch für das Schneiden von dickeren Ästen hervorragend geeignet ist. Vor allem dank ihrer hohen Schnittkraft belegte die Amboss-Astschere von Wolf-Garten den dritten Platz in der Gesamtwertung.

Das beste Preis-Leistungsverhältnis, bei dem der Preis zu 30% und die Leistung der Gesamtwertung zu 70% eingingen, bot die Bypass-Astschere Gardol Classic von Bauhaus. Sie kostet nur knapp 20 Euro – und stellte dennoch eine durchaus solide Leistung unter Beweis.

Ergebnisse einzelne Teilkategorien

Die Ergebnisse der einzelnen Testkategorien des Tests finden Sie hier. Es werden jeweils die Top-3 Anbieter in der jeweiligen Testkategorie aufgezeigt.

Handhabung

Preis-Leistung

  Anbieter Score Info
1 Gardol Classic Astschere (Bauhaus) 93% 1,4 | Sehr Gut
2 Astschere for_q Bypass (Hornbach) 91% 1,6 | Gut
3 for_q Astschere Amboss (Hornbach) 79% 2,4 | Gut